Veröffentlicht am 12.11.2025
Souverän präsentieren: 5 Impulse für Nachwuchsjurist:innen, wie ein Fachvortrag gelingt
Ob in der Arbeitsgemeinschaft, der Anwaltsstation, auf einer Fachtagung oder bei einer universitären Veranstaltung – Fachvorträge begegnen dir in vielerlei Form. Sie bieten dir nicht nur die Gelegenheit, dein Wissen zu zeigen, sondern auch deine kommunikative Kompetenz, dein souveränes Auftreten und die Fähigkeit, komplexe Inhalte verständlich zu vermitteln.
Gerade zu Beginn deiner Karriere ist das eine wertvolle Chance: Du positionierst dich als kompetente und engagierte Persönlichkeit, die mehr kann, als Paragrafen zitieren.
Damit dein Vortrag überzeugt, findest du im Folgenden hilfreiche Impulse, die dich dabei unterstützen.
1. Klare Zielsetzung: Wofür hältst du einen Vortrag?
Bevor du mit der inhaltlichen Vorbereitung beginnst, frage dich: Was soll mein Publikum am Ende wissen, verstehen oder tun? Dein Thema allein ist noch nicht dein Ziel – es geht darum, welche Kernbotschaft du vermitteln willst.
Für Nachwuchsjurist:innen ist es besonders wichtig, den Fokus klar zu setzen. Du musst nicht alles abdecken, was du zu einem bestimmten juristischen Thema oder Sachgebiet weißt.
Beschränke dich auf die Aspekte, die für dein Publikum relevant sind und die deine Kompetenz am besten zeigen. Eine präzise Zieldefinition gibt dir einen roten Faden und erleichtert es, die für das Publikum interessanten und zugleich praxisrelevanten Inhalte schlank und klar zu strukturieren.
Überlege dir auch vorab, mit welchen Worten du dich zu Beginn deines Vortrags vorstellst. Denn du hast in dieser einem Elevator Pitch ähnlichen Situation häufig nur einen kurzen Moment, für dich und dein Thema zu "werben" und zugleich einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
2. Dein Publikum im Blick – verständlich statt fachverliebt
Viele Nachwuchsjurist:innen tappen in die Falle, zu sehr im juristischen Fachjargon zu sprechen. Für einen erfolgreichen Fachvortrag ist entscheidend, dein Publikum dort abzuholen, wo es steht.
Überlege vorab: Sitzen vor dir überwiegend juristische Laien, Studierende, Referendar:innen oder erfahrene Kolleg:innen? Passe deine Sprache, Beispiele und die Tiefe der Argumentation entsprechend an. Gerade als Berufseinsteiger:in punktest du, wenn du komplexe Materie so erklären kannst, dass sie jeder versteht – ohne dass der fachliche Anspruch darunter leidet.
3. Struktur und Abwechslung – der rote Faden mit den entscheidenden Impulsen
Eine klare Gliederung ist das Rückgrat deines Fachvortrags. Teile ihn in Einleitung, Hauptteil und Schluss und mache diese Struktur für dein Publikum sichtbar.
Eine gute Dramaturgie sorgt dafür, dass deine Botschaften nicht nur gehört, sondern auch erinnert werden. Mache dir außerdem bewusst, dass die Aufmerksamkeit des Publikums anders als deine verläuft (vgl. dazu die Grafik im Anhang).
Richte deinen Fokus nicht allein auf den eigentlichen Hauptteil des Vortrags. Starte mit einem starken Einstieg, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu sichern. Beende deinen Auftritt mit einem nachhaltigen Schluss, so dass dieser bei deinen Zuhörer:innen entsprechend nachhält.
Um die Aufmerksamkeit hochzuhalten, plane alle 15–20 Minuten einen Methodenwechsel ein: Ergänze ein Praxisbeispiel, stelle eine Frage, binde eine Grafik ein oder erzähle eine kurze Geschichte. Diese Wechsel verhindern, dass deine Zuhörer:innen abschalten, und helfen dir, eine lebendige Atmosphäre zu schaffen.
4. Visualisieren und vereinfachen – so bleiben Inhalte hängen
Juristische Inhalte wirken für ein nichtjuristisches Publikum oft trocken, wenn sie nur als Text präsentiert werden. Unterstütze deine Aussagen mit klaren Folien, Grafiken, Diagrammen oder Bildern.
Für dich als Nachwuchsjurist:in gilt: Weniger ist mehr. Überladene Präsentationsfolien lenken ab und erschweren das Verständnis. Konzentriere dich auf wenige Stichpunkte, die deine gesprochenen Inhalte unterstützen, und erkläre diese in eigenen Worten. Das wirkt professionell, souverän und hilft dem Publikum, sich auf dich zu konzentrieren und zu fokussieren und das nicht allein auf die Präsentation.
5. Lampenfieber nutzen – Sicherheit durch Vorbereitung
Fast jede:r spürt vor einem Vortrag Anspannung. Lampenfieber ist kein Zeichen mangelnder Eignung, sondern zeigt, dass dir der Auftritt wichtig ist.
Bereite dich so vor, dass du dich auf dein Thema verlassen kannst: Übe deine Präsentation mehrfach laut, am besten vor einer Testgruppe oder per Videoaufnahme. Mach dir bewusst: Das Publikum kennt dein geplantes Manuskript nicht – kleine Abweichungen oder Versprecher fallen meist gar nicht auf. Konzentriere dich auf deine Kernbotschaften, dann kannst du flexibel reagieren, ohne den Faden zu verlieren.
Fazit: Dein Fachvortrag als Sprung in die Zukunft
Ein gelungener Fachvortrag ist für dich als Nachwuchsjurist:in weit mehr als eine Pflichtübung. Er ist eine Gelegenheit, dich als fachlich kompetent, klar in der Kommunikation und souverän im Auftritt zu zeigen. Mit einer klaren Zielsetzung, deinem Publikum im Blick, einer strukturierten und abwechslungsreichen Präsentation, unterstützenden Visualisierungen und einem guten Umgang mit Lampenfieber kannst du vom ersten bis zum letzten Satz überzeugen.
Sieh jeden Vortrag als Investition in deine Sichtbarkeit und dein berufliches Profil – und als Schritt, der dir Türen öffnet, lange bevor sich andere Gelegenheiten ergeben.
Zur Autorin:
Die Anwältin Dr. Anja Schäfer ist Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien. Als Karrierementorin unterstützt sie exklusiv Jurist:innen in puncto Personal Branding, Netzwerkaufbau und Sichtbarkeit als Expert:in sowie zur strategischen Ausrichtung bei beruflicher Neu- oder Umorientierung und spricht über diese Themen in ihrem „Juristinnen machen Karriere!“-Podcast.
Zum Podcast: www.juristinnen-machen-karriere.de
