Veröffentlicht am 27.08.2024
Vor dem Team präsentieren oder vor Mandant:innen einen Vortrag halten?
Die freie Rede, das Eingehen auf die Zuhörer:innen, das Beantworten von Fragen sowie das Vorstellen eigener Themen, Ideen oder Thesen – all diese im anwaltlichen Kontext essenziellen Fähigkeiten lernst und optimierst du schnell und effektiv durchs Präsentieren.
Eine Präsentation zu halten ist sowohl Selbstmarketing als auch solides Handwerk. Sicherlich gibt es talentierte Redner:innen, die es lieben, immer wieder ihr Publikum zu begeistern. Für die meisten (Nachwuchs-)Jurist:innen trifft dies jedoch, besonders zu Beginn der beruflichen Laufbahn, (noch) nicht zu.
Dennoch gilt: Einen guten Vortrag zu halten ist keine Kunst, sondern eine Fähigkeit, die sich jede Anwältin oder jeder Anwalt aneignen kann und sollte. Besonders dann, wenn man als Berufseinsteiger:in immer wieder von Vorgesetzten dazu aufgefordert wird, deren Präsentation vorzubereiten und diese mitunter auch selbst zu halten.
Ein oder auch dein Vortrag wird mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Erfolg, wenn du vorab klärst, was du mit diesem beim Publikum, aber auch für dich selbst erreichen willst. Auf welche drei Schritte es dabei ankommt, erfährst du jetzt.
Schritt 1: Kläre die grundlegenden Ziele deines Vortrags!
Du sollst eine Präsentation halten? Dann kläre vorab, was von dir erwartet wird, insbesondere welche grundsätzlichen Ziele oder konkreten Entscheidungen bzw. Ergebnisse dein:e Vorgesetze:r oder auch du selbst mit dem Vortrag erreichen wollen.
Schließlich scheitern die meisten Präsentationen nicht daran, dass die Vortragenden uninteressant oder die Zuhörer:innen desinteressiert sind. Der eigentliche Mangel liegt in fehlenden Zielen und die sich daraus ergebende Ergebnislosigkeit.
Das Thema einer Präsentation ist vor allem zu Beginn der beruflichen Laufbahn häufig gesetzt. Das Ziel bleibt jedoch meistens außen vor. Hier liegt jedoch deine Chance: Kläre bereits in der Vorbereitung den (Ermessens-)Spielraum hinsichtlich der übergeordneten Präsentationsziele und formuliere diese.
Auf diese Weise stellst du sicher, dass der Vortrag mehr ist als eine bloße Vorstellung des Themas und deine Zuhörer:innen später mit einem nachhaltig positiven Eindruck den Raum verlassen.
Verfalle nicht in den Trugschluss, dass das gestellte Thema auch das Präsentationsziel sein muss. Denn eine „Kanzleipräsentation“ beinhaltet keinesfalls nur die Darstellung der Kanzlei. Ebenso wenig ist eine Präsentation über ein neues Gesetz oder eine aktuelle höchstrichterliche Entscheidung allein eine Beschreibung der damit einhergehenden Rechtsfragen. Die Ziele solcher Präsentationen und die sich daraus ergebenden inhaltlichen Schwerpunkte können daher im Einzelfall umfangreicher oder auch konkreter als die eigentlichen Fach- bzw. Sachthemen sein oder gar über diese deutlich hinausgehen.
Für die Vorbereitung gilt: Jedes Ziel und auch jede Zielgruppe brauchen eine andere Struktur und Herangehensweise. Beides ändert sich regelmäßig, so dass die Präsentation nicht nur den allgemeinen Layoutvorgaben der Kanzlei, sondern im Interesse deines Publikums auch individuell, maßgeschneidert und an die jeweilige Situation angepasst sein muss.
Schritt 2: Definiere die Ziele deiner Präsentation in Bezug auf das Publikum!
Überlege mit Blick auf deine Zuhörer:innen vorab, welche Ziele mit bzw. durch deine Präsentation angestrebt werden: Welches Wissen oder welche Standpunkte sollen vermittelt oder welche Schlussfolgerungen bei deinen Zuhörer:innen erreicht werden? Was sollen diese nach deinem Beitrag tun oder auch unterlassen?
Mit der Präsentation nimmst du deine Zuhörerschaft mit auf den Weg zu einem idealerweise konkreten Ziel. Je genauer du dieses bestimmst, umso strukturierter lässt sich der weitere Vortragsinhalt abstimmen, planen, vorbereiten und später auch vorstellen. Denn dann ist es für dich ein Leichtes, bereits vorhandene Unterlagen zu sichten, relevante Informationen aufzubereiten und zu gewichten, einen roten Faden zu gestalten und bei der Umsetzung das Wesentliche im Blick zu behalten.
Sofern du die Definition des Publikumsziels bereits zu einem frühen Zeitpunkt deiner Vortragsvorbereitung in den Fokus nimmst, umso unkomplizierter wird dann der eigentliche Auftritt. Schließlich geht es bei diesem neben der Darstellung des inhaltlichen Teils auch darum, dem Publikum deine Meinung zu vermitteln und eine klare Botschaft mitzugeben.
3. Bestimme deine (höchst-)persönlichen Ziele!
Denke im Rahmen der Präsentationsvorbereitung auch darüber nach, welche individuellen Ziele du durch deinen Vortrag erreichen und welchen Eindruck du bei deinen Vorgesetzten, Kolleg:innen oder Mandant:innen usw. hinterlassen willst.
Letztendlich geht es bei einer Präsentation nicht nur um den fachlichen Inhalt, sondern auch um die Art und Weise, wie du dich präsentierst. Je genauer du dir überlegst, was du in Bezug auf Personal Branding und Selbstmarketing in der Kanzlei und darüber hinaus erreichen willst, desto leichter wird es dir fallen, die Aufmerksamkeit der Beteiligten auf dich zu ziehen und deine (Präsentations-)Leistung ins rechte Licht zu setzen.
Überlege dir daher konkret, welche Informationen du zu deiner Person, deinem Know-how oder deiner Intention mit dem Vortrag sichtbar machen willst. Möglicherweise geht es darum, aufzeigen, dass du dem Thema gewachsen bist oder zu diesem bereits eine eigene Expertise vorweisen kannst. Alternativ kann auch der Aufbau persönlicher Beziehungen zu den an der Präsentation teilnehmenden Mandant:innen oder die Demonstration einer bestimmten kanzleiübergreifenden Fachkompetenz im Fokus stehen.
Es reicht jedoch nicht, diese Ziele nur aufzusetzen. Mache dir im besten Fall bereits bei der Zielsetzung Gedanken dazu, wie du mit digitalen (aber auch analogen) Mitteln die vorgestellten Zielrichtungen und auch die dahinterstehenden konkreten Einzelziele bereits vor dem eigentlichen Vortrag unterstützen kannst. Für externe Vorträge kann dies bspw. über die Sichtbarkeit deiner Person bzw. Expertise sowie auch der Kanzlei in sozialen Netzwerken wie LinkedIn durch entsprechende Informationen im Profil oder das Erstellen vortragsrelevanter Beiträge erfolgen. Alternativen sind thematische Veröffentlichungen auf der Kanzlei-Webseite oder in Fachzeitschriften.
Eine konkrete Zielsetzung ermöglicht es dir im Nachgang, nicht nur Bilanz zu ziehen, die konkrete Präsentation auszuwerten und potenziellen Optimierungsbedarf für die Zukunft aufzuzeigen, sondern auch deinen Auftritt für das Personal Branding bzw. Networking – nicht nur digital – zu nutzen und damit die eigene Expertise durch weitere Vorträge sichtbar zu machen.
Zur Autorin:
Die Anwältin Dr. Anja Schäfer ist Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien und Host des „Juristinnen machen Karriere!“ - Podcasts. Als Karrierementorin unterstützt sie exklusiv Jurist:innen in puncto Personal Branding, Netzwerkaufbau und Sichtbarkeit als Expert:in sowie zur strategischen Ausrichtung bei beruflicher Neu- oder Umorientierung. Sie veranstaltet regelmäßig verschiedene Networking-Eventformate sowie Online-Trainings für Juristinnen. Eine Aufstellung ihrer Eventformate sind hier zu finden: https://anja-schaefer.eu/events.
Zum Podcast: www.juristinnen-machen-karriere.de