Veröffentlicht am 16.08.2024
Wie wichtig sind die Stationen im Referendariat für Deinen späteren Job?
Viele Nachwuchsjurist*innen stellen sich genau diese Frage. Sollte die Wahl der Stationen im Referendariat schon unmittelbaren Bezug zum geplanten Job haben oder geht es eher darum, sich einfach einmal auszuprobieren und vielfältige Erfahrungen zu sammeln?
Es ist schwer, die eine Antwort darauf zu geben, die für alle Menschen passend ist. Aber gerne unterstütze ich Dich dabei, Deine Gedanken zu sortieren und bringe einige Aspekte zum Nachdenken ein.
1. Ausprobieren und Erfahrungen sammeln
Die Stationen im Referendariat eignen sich aus meiner Sicht hervorragend, um einen guten Überblick über künftige Jobmöglichkeiten als Jurist oder Juristin zu sammeln. Und hier stellt sich dann auch schon die Frage, möchtest Du vielfältige Erfahrungen sammeln? Oder bist Du Dir schon sicher, welchen beruflichen Weg Du einschlagen möchtest?
Solltest Du noch keine Idee haben, was genau Du mit Deinem juristischen Examen „anfangen“ möchtest, dann wähle möglichst verschiedene Stationen. Diese dienen dazu, Dich vielfältig zu inspirieren und mit etwas Glück ist dann vielleicht auch schon der Job gefunden, den Du Dir für Dich gut vorstellen kannst.
Je klarer Du schon Deinen beruflichen Weg „vor Augen hast“, desto gezielter kannst Du nun auch schon im Referendariat Deine Stationen planen.
Ich hatte gerade ein Gespräch mit einem Nachwuchsjuristen, dem klar ist, dass er Anwalt werden möchte. Insofern ging es hier nur um die Frage, in welcher Kanzlei er sein Referendariat umsetzt und ob er die Anwalts- und die Wahlstation dazu nutzt, zwei verschiedene kennenzulernen.
Er stellte sich zusätzlich die Frage, wie die Anwaltsstation ausgesucht sein sollte, um später (also in 5-7 Jahren) auch in einer Rechtsabteilung eine Chance zu haben.
Diese Planung ist aus meiner Sicht zu weit gesetzt. Zunächst ist es wichtig, den ERSTEN beruflichen Schritt erfolgreich zu meistern. Wenn Du zu viel auf einmal planst, wirst Du Dich möglicherweise nicht entscheiden können.
2. Vernetzen und sich für einen Job empfehlen
Ein weiterer Aspekt im Referendariat - neben dem „ausprobieren“ - ist sicher die „Vernetzung“ mit potentiellen Arbeitgebern. Und vielleicht bekommst Du auch schon ein konkretes Jobangebot.
Natürlich wirst Du in den Stationen Deines Referendariats viele spannende und interessante Menschen kennenlernen. Und Du hast die Möglichkeit, Dich und Deine Leistungen zu zeigen.
Nicht selten werden Juristen und Juristinnen bereits im Referendariat von einer Kanzlei „übernommen“ - manchmal sogar unabhängig von der Note des zweiten Staatsexamens. Sollte also Dein erstes Examen gut ausgefallen sein, dann hast Du jetzt schon eine gute Möglichkeit, Dir Deinen Platz z.B. in der Kanzlei „zu sichern“.
Versuche aber trotz allem, dabei entspannt zu sein. Diese mögliche Übernahme sollte sich durch gute Leistung im Rahmen der Zusammenarbeit in der Station ergeben. Manche Juristen und Juristinnen neigen dazu, die Übernahmefrage schon VOR der Referendariats Station zu stellen. Versetze Dich aber einmal in die Rolle Deines Gegenübers. Wie soll dieser - bevor er Dich und Deine Leistung kennengelernt hat - entscheiden können, Dich zu übernehmen?
Insofern - baue bitte nicht zu viel Druck auf und lasse die Dinge etwas auf Dich zukommen. Solltest Du allerdings 2-3 Kanzleien besonders sympathisch finden, dann versuche doch, dort Deine Stationen zu absolvieren. Und wer weiß - vielleicht erfolgt dann auch danach ein Angebot. Oder Du stellst fest, dass die Kanzlei gar nicht zu Dir passt und bist froh, dass ihr vorab über eine Übernahme gar nicht gesprochen habt.
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Auswahl Deiner passenden Referendariatsstationen!