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Veröffentlicht am 15.07.2022

Mein Parasol Foundation International LL.M. Program an der Tel Aviv University

Die Tel Aviv University ist neben der Hebrew University of Jerusalem eine der besten Universitäten Israels. Die University Tel Aviv ist eine Campus-Uni. Sie liegt im Norden der Stadt und somit etwas außerhalb. Wenn man sich entscheidet, im Zentrum Tel Avivs zu leben, benötigt man ca. 30-50 Minuten mit dem Bus dorthin. Lebt man in den University Dorms, braucht man zehn Minuten zu Fuß. Der LL.M. an der Tel Aviv University ist ein internationaler LL.M. Die Studierenden kommen aus der ganzen Welt. Wir Deutsche sind eine reisefreudige Nation, weshalb wir in unserer Gruppe die am stärksten vertretene Nationalität stellten. Darüber hinaus hatten wir Studierende aus Brasilien, Indien, den USA und Äthiopien. Eine sehr bunte Mischung also. Der Austausch unter uns Studenten war für mich wahrscheinlich einer der bereicherndsten Aspekte des LL.M, berichtet clavisto-Talent Laila Wenzlaff über Ihre spannende Zeit in Tel Aviv.

Der LL.M. beginnt mit einer kurzen Einführungsphase. Während dieser Zeit sind die Kurse "Law and Economics", "Introduction into Israeli Law" und "Law and Society" für alle verpflichtend. Diese Kurse legen den Grundstein für viele weitere Kurse im Jahr. Danach wurde die Gruppe in die verschiedenen Tracks "Business", "Technology" und "International Law and Human Rights" aufgeteilt. Wenn man sich nicht für einen Track entscheiden will, kann man auch den "General Track" wählen. Innerhalb seines Tracks hat man eine große Wahl von Kursen. Professoren aus der ganzen Welt kommen nach Tel Aviv, um dort zu unterrichten. Wer es nicht an eine Universität in den USA schafft, kommt sicherlich auch in den nächsten Jahren in Tel Aviv in Kontakt mit Harvard-, Yale- oder Columbia-Professoren.

Einen Kurs, den ich auf jeden Fall empfehlen kann, ist der Kurs "The Israeli-Palestinian Conflict - Two Points of View". Der Kurs gibt einen sehr guten (leider nur rein juristischen) Einblick in den Konflikt um Israel und die Palästinensergebiete.

Weiterhin sind die Kurse "Contemporary Issues in Israel" und "Scholars' Workshop: Legal Theory" das ganze Jahr für alle verpflichtend. Vor allem der Kurs "Contemporary Issues in Israel" ist sehr bereichernd und gibt einem einen guten Einblick in die israelische Gesellschaft. Neben Top-Vortragenden, die von der Universität eingeladen werden (Asher Grunis und Alex Stein - Richter am Supreme Court) haben wir im Rahmen dieses Kurses auch einige Exkursionen unternommen. Wir haben beispielsweise den Supreme Court besucht und das Grenzgebiet zum Libanon und zu Syrien besichtigt. Sprachkurs Hebräisch

An der Universität werden auch Hebräisch-Sprachkurse, sog. Ulpan angeboten. Es gibt Intensivkurse während der Semesterferien und Kurse, die während des Semesters gehalten werden. Für diese Kurse muss man sich frühzeitig anmelden. Ich habe mich damals für den Kurs während des Semesters entschieden. Dieser dauerte drei Monate und fand viermal die Woche von 8:30 bis 10:00 Uhr statt.

Natürlich ist Hebräisch keine Weltsprache. Aber nach meiner Meinung erlebt man ein Land, wenn man zumindest etwas mit den Menschen kommunizieren kann, auf einer ganz anderen Ebene. Deshalb kann ich es nur jedem empfehlen, einen dieser Sprachkurse zu besuchen. Lasst Euch auch nicht vom Alphabet abschrecken, das hat man spätestens nach einer Woche drauf.

Land und Leute

Israel gehört zu den vielfältigsten Ländern, die ich bisher die Gelegenheit hatte kennen zu lernen.

Die israelische Gesellschaft ist ein bunter Haufen. Der offensichtlichste Unterschied besteht natürlich zwischen den jüdischen und den arabischen Israelis. Die jüdischen Israelis kann man weiterhin unterscheiden zwischen orthodoxen, religiösen und säkularen - und auch zwischen den Mizrachi, Sepharden und Ashkenazi (also Juden, deren Vorfahren in der nahöstlichen/afrikanischen, spanischen/portugiesischen oder mitteleuropäischen Diaspora gelebt haben). Unter den arabischen Israelis ist die große Mehrheit muslimisch. Eine kleine Minderheit christlicher Araber lebt vor allem in Nazareth und in Jerusalem. Zusätzlich leben in Israel Drusen, sowie Beduinen. Am einfachsten kann man diese verschiedenen Gruppen kennenlernen, indem man sich durch die Restaurants probiert. Einmal "Gefillte Fisch" in einem Ashkenazischen Restaurant, Jachnun in einem jemenitischen Restaurant oder Injera beim Äthiopier probieren gehört einfach dazu.

Israel ist auch landschaftlich atemberaubend. Auch hier kann man Israel in drei Gebiete aufteilen: Die Negevwüste im Süden, im Westen das Meer und den grünen Norden. Am besten erkundet man all dies mit einem Mietauto.

Auch politisch ist Israel natürlich sehr interessant. Wenn man nur das Wort Israel in den Mund nimmt, denken die meisten sofort an den Nahostkonflikt. Am besten ist es, so unvoreingenommen wie möglich ins Land zu kommen und sich vor Ort eine Lage der Situation zu machen. Sicherlich hilft es auch, den ein oder anderen Ausflug in die palästinensischen Autonomiegebiete zu machen. Dies ist mit einem etwas höheren Sicherheitsrisiko verbunden. Wenn man sich nicht traut, diese Gebiete auf eigene Faust zu erkunden, kann man auch eine geführte Tour buchen.

Sicherheit

Wie sicher man sich in Israel fühlt, hängt sehr davon ab, in welcher Stadt man sich gerade befindet. Tel Aviv ist sehr sicher. Als Frau abends oder nachts alleine nach Hause zu laufen ist absolut kein Problem. Ich habe mich nie unwohl gefühlt, im Großen und Ganzen vielleicht sogar sicherer als in Deutschland. In Jerusalem sieht das etwas anders aus. Gerade in der Altstadt kann einfach immer was passieren. Ich habe mich dadurch nicht einschränken lassen. Meine Vorsichtsmaßnahme bestand darin, mit einer Hose oder einem langen Rock zu reisen. An den religiösen Stätten samt ihrer Umgebung sollte man sich entsprechend kleiden, ansonsten ist das aber nicht notwendig.

Während meiner Zeit in Tel Aviv fand in Israel eine der größten Anschlagsserien der letzten Jahre satt. Palästinische Terroristen aus der Westbank haben es geschafft, in Israel einzureisen und haben dort mehrere Menschen umgebracht. Was ich während der Zeit gelernt habe ist, dass jeder, absolut jeder auf solche Situationen anders reagiert. Wenn man die Situation statistisch objektivieren möchte: In der Hochphase der Terroranschläge war die Wahrscheinlichkeit, dass einem etwas passiert, etwas höher als in Deutschland einen Straßenunfall zu haben.

Anreise und Visum

Um in Israel studieren zu können, muss man ein Studentenvisum beantragen. Alle dafür erforderlichen Informationen findet man auf der Webseite der israelischen Botschaft in Deutschland. Wichtig zu wissen ist, dass die Botschaft das Visum für genau ein Jahr ausstellt. Wenn man sich also zu früh für das Visum bewirbt, kann es sein, dass man am Ende des Jahres vor einem Problem steht, das jedoch überwindbar ist.

Lebenshaltungskosten

Tel Aviv war 2021 die teuerste Stadt der Welt. Mehr muss man eigentlich nicht sagen. Die Preise sind absolut verrückt.

Selbst die Grundnahrungsmittel sind sehr teuer. Wenn man im Supermarkt einkaufen geht, muss man damit rechnen, dass die Packung Nudeln nicht unter 2 € kostet. Die Tomatensoße dazu kostet mindestens genau so viel. Das typische Studentenessen "Nudeln mit Tomatensoße" bekommt man daher nicht für ungefähr einen Euro, sondern eher für 4 €. Für gutes Brot kann man schnell 10 € ausgeben und eine Flasche Wein findet man nicht unter 8/10 €. Im Vergleich zu Deutschland gibt man schnell das Doppelte bis Dreifache allein für Nahrungsmittel aus.

In Museen zu gehen ist auch leider sehr teuer. Die Eintrittspreise liegen nicht unter 10 €.

Die Miete schlägt wohl am meisten ins Gewicht. Man muss mit einer Miete von ca. 800 bis 1100 € rechnen. Gleichzeitig bekommt man relativ wenig für sein Geld: sehr kleine Zimmer in wirklich nicht guten Wohnungen/Häusern.

Im Großen und Ganzen kann man mit 1.600 € auskommen. Dann darf aber auch wirklich gar nichts passieren. Es dürfen nicht zufälligerweise der Computer und die Brille gleichzeitig kaputtgehen.

Wohnungssuche Es gibt zwei Möglichkeiten, in Tel Aviv unterzukommen. Entweder bewirbt man sich um einen Wohnheimsplatz in den University Dorms, oder man versucht auf eigene Faust eine Wohnung/Zimmer zu finden.

Um in Tel Aviv selbst eine Wohnung zu finden, muss man den vielen verschiedenen Facebook-Gruppen beitreten. Die meisten dieser Gruppen sind auf Hebräisch, es gibt aber auch eine englischsprachige. Dort werden täglich neue Angebote gepostet. Um eine Chance zu haben, muss man am besten der Erste sein, der sich auf eine Anzeige meldet. Meistens wollen die Vermieter einen Besichtigungstermin direkt am selben Tag vereinbaren. Meine Empfehlung daher ist es, sich zu Beginn des Aufenthalts in eine Ferienwohnung oder ein Hotel einzuquartieren und von dort aus zu suchen. Dann ist man auch auf der sicheren Seite und läuft keinen Betrügern auf. Es ist nicht selten der Fall, dass Vermieter keinen Mietvertrag unterschreiben und nur mündliche Vereinbarungen treffen wollen. Darauf sollte man sich natürlich nicht unbedingt einlassen. Außerdem wollen Vermieter häufig einen Jahresvertrag unterschreiben und verlangen von den Mietern, dass diese die Monatsmiete in Schecks bezahlen. Dafür braucht man ein israelisches Bankkonto. Das zu eröffnen ist zwar zeitaufwändig und nervig, aber auch möglich.

Die University Dorms sind im Schnitt etwas günstiger. Die Zimmer sind nicht all zu groß, aber mit allem ausgestattet und ziemlich sauber. Der große Vorteil der Dorms besteht darin, dass sie nur wenige Minuten vom Universitätscampus entfernt liegen und man sich damit einiges an Zeit spart. Gleichzeitig liegen sie außerhalb der Stadt und damit fern vom Geschehen. Wenn man sich mit Universitätsfreunden, die in der Stadt leben, treffen möchte, muss man mindestens eine halbe Stunde einplanen. Ich habe mich damals entschieden, in der Stadt ein Zimmer zu mieten. Nach zwei Umzügen hatte ich dann auch die perfekte Wohnung für mich gefunden. Für mich hat es sich auf jeden Fall gelohnt, ein paar Euro mehr in die Hand zu nehmen und in die Stadt zu ziehen. Wenn man mitten im Geschehen drin ist, erlebt man Tel Aviv einfach viel intensiver.

Transport
Das einzige, was wirklich richtig günstig ist, ist der Transport. Eine Busfahrt kostet ca. 1 € und man kann für 8 € mehr oder weniger durchs ganze Land reisen. Die Israelis beschweren sich immer über den ÖPNV, ich fand ihn eigentlich gar nicht so schlecht. Das Haupttransportmittel sind Busse. Die sind nicht immer pünktlich, es fahren aber so viele, dass man immer auf eine andere Buslinie ausweichen kann. Die großen Städte sind mit Zügen verbunden. Von Tel Aviv nach Jerusalem braucht man mit dem Zug ca. eine Stunde.

Was mich in diesem Jahr wirklich gerettet hat, ist die App Moovit. Sie funktioniert im Prinzip wie Google Maps, bloß, dass man auch mit ihr bezahlen kann. Außerdem vibriert das Handy, wenn man aussteigen muss. Das ist vor allem in einem Land sehr hilfreich, das man neu erkunden will und in dem man erst einmal mit den Schriftzeichen klarkommen muss. Was man wissen sollte ist, dass an Feiertagen und auch am Samstag keine Busse und Züge fahren. Am besten kauft man sich daher für das Jahr ein Fahrrad oder nimmt den Scooter.

Fazit
Ein Jahr in Tel Aviv zu studieren hat mich sehr bereichert und ich kann es jedem einfach nur empfehlen!