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Veröffentlicht am 02.02.2018

Mein Auslandssemester an der Chinese University of Hongkong (2)

clavisto-Talent Johanna Groß wollte gerne einen Teil ihres Jura-Studiums in Hongkong absolvieren. Im ersten Teil unserer Reihe berichtete Johanna bereits über ihre Vorbereitungsphase und gewährte erste Einblicke in das Campusleben an der Chinese University of Hongkong. Heute erfahrt Ihr noch mehr über die Lernsituation an der CUHK und über Dinge, die man nur in Hong Kong machen kann.

Kurse und Lernsituation an der CUHK

Dank Studiengebühren ist die Lernsituation an der CUHK besonders angenehm. Kurse überschreiten selten die Anzahl von 40 Studierenden, in weniger beliebten Fächern kann es auch mal sein, dass nur 10 – 15 Studierende teilnehmen. Mit Literaturlisten, Abfragen während der Vorlesung und Anwesenheitspflicht ist das Studium in Hongkong sehr verschult. Die Abschlussnote setzt sich aus verschiedenen Teilleistungen zusammen, diese sind aber von Vorlesung zu Vorlesung unterschiedlich – in zwei Fächern hatte ich jeweils ein essay und ein take-home exam (eine Art kleines essay, für das man 3 Tage Zeit hat), in den beiden anderen Vorlesungen nur jeweils eine Abschlussklausur. Manche Kurse bestehen aus 2-stündiger Vorlesung und einstündigem Tutorium, andere aus einer dreistündigen Vorlesung.
Die Bibliothek der CUHK ist zentral gelegen und ein modernes, helles Gebäude mit einem großen Bestand an Literatur und Büchern. Außerdem hatten die meisten Colleges zusätzlich noch eine eigene Bibliothek, ebenso die Fakultäten. Besonders hervorzuheben ist das tolle Onlineangebot der CUHK. Auf einem einfach zu bedienenden „Blackboard“ laden Professoren Materialien, Literaturvorgaben und Neuigkeiten hoch. Über die Seite der Universitätsbibliothek hat man Zugriff auf eine große Anzahl an digitalisierter Literatur, alle wichtigsten juristischen Plattformen sind vertreten und so manches Lehrbuch gibt es auch als eBook.


Jura an der CUHK

Die Jurafakultäten in Hongkong sind klein. Man muss also damit rechnen, dass letztendlich doch nicht alle Kurse angeboten werden, die im Vorlesungsverzeichnis angekündigt wurden. So musste auch ich umdisponieren: Eigentlich wollte ich mich während meines Semesters auf meinen Schwerpunkt konzentrieren und die vielen Völkerrechtvorlesungen nutzen, die an der CUHK angeboten wurden. Belegen konnte ich schlussendlich nur die allgemeine Vorlesung im Völkerrecht und den Kurs „Gender and the Law“. Die Menschenrechtsvorlesung und Völkerstrafrecht wurden leider nicht angeboten, so dass ich stattdessen „Hong Kong Legal System“ – eine Erstsemesterveranstaltung, die eine Einführung in das Rechtssystem Hongkongs gibt – und Hongkonger Gesellschaftsrecht („Company Law“) gehört habe. Dennoch war ich mit meiner Wahl ganz zufrieden. Die Kurse wurden auf einem anspruchsvollen Niveau, zugleich aber auch auf ansprechende Weise unterrichtet.
Was die meisten Jurastudierenden wohl interessiert, ist die Frage nach der Möglichkeit der Anrechnung von in Hongkong belegten Kursen. Ich hatte eigentlich vor, in Hongkong meine Seminararbeit zu schreiben. Mit meiner Professorin von „Gender and the Law“ war das auch soweit abgemacht und hätte eigentlich kein Problem darstellen dürfen – allerdings hat mir dann die Universitätsverwaltung einen Strich durch die Rechnung gemacht: Es dürfen keine zusätzlichen Leistungen abgelegt und bewertet werden. Das heißt: Entweder man hat Glück und die zu erbringenden Leistungen in einem Kurs entsprechen genau den Vorgaben des Landesjustizprüfungsamtes oder man hat Pech gehabt. Realistisch erscheint mir die Möglichkeit, sich die Große Übung im Öffentlichen Recht anrechnen zu lassen.

Aktivitäten, Nachtleben und Reisen rund um Hongkong
Hongkong ist eine Stadt, die vor Hektik und Menschen nur so brummt. Entsprechend gibt es viel zu tun und zu erleben, Hongkong wird nie langweilig. Eine genaue Beschreibung überlasse ich einem Reiseführer, aber ein paar Dinge sollten doch Erwähnung finden:

Hongkongs Natur
Hongkong ist gebirgig. So gebirgig, dass viele Gebiete weder für den Wohnungsbau noch für die Landwirtschaft geeignet sind. Kaum jemand außerhalb Hongkongs weiß, dass nahezu 40 Prozent der Fläche ausgewiesene Naturschutzgebiete sind. Hongkonger haben eine wahre Begeisterung für ihre Natur: Am Wochenende ziehen die Städtler scharenweise über die umliegenden Gebirgsketten, hunderte Kilometer von Wanderwegen ziehen sich durch 23 „Country Parks“. Auf so berühmten Wegen wie dem „Dragon’s Back“ kann es da schon mal etwas eng werden. Gute Wanderwege mit Fotobeschreibungen bietet der Blog sassyhongkong.com (https://www.sassyhongkong.com/wellness-hikes-trails-adventure-bucket-list/). Viele Wanderwege sind so konzipiert, dass am Ende ein Strand und erfrischendes Nass warten – aufgrund der guten Busverbindungen kann man danach bequem in die Stadt zurückfahren. Überhaupt Strände: Hongkong bietet zwar keine thailändischen Verhältnisse, aber doch schöne und saubere Sandstrände. Auch hier empfehle ich die Tipps von sassyhongkong: www.sassyhongkong.com/whats-on-hk-guide-best-top-beach-hong-kong/. Während meines Auslandssemesters sind wir quasi wöchentlich wandern gegangen, auf Facebook haben sich auch Wandergruppen der Austauschstudierenden gebildet. Die Mischung aus großer Stadt und Natur macht einen Großteil des Charmes Hongkongs aus und ich lege jedem ans Herz ein paar feste Schuhe und den Badeanzug einzupacken!

Dinge, die man nur in Hongkong machen kann

Alleine hierzu könnte ich einen ganzen Bericht schreiben. Vier Dinge, die mir besonders nachdrücklich in Erinnerung geblieben sind: 1. Die Kanton-Oper. Die Kanton-Oper mit ihren prächtigen Kostümen, den komplizierten Gesten und dem unverwechselbaren Falsetto-Gesang würde ich jedem ans Herz legen, der Lust auf ein Hongkonger Original hat. Die Besucher klatschen, rufen und essen während der Vorstellung, die Darsteller werden gefeiert wie Stars. Eine englische Übersetzung wird eingeblendet, ich war trotzdem ganz froh, dass ich mit zwei Hongkongern in der Oper war, die mich über die Handlung etwas aufklären konnten. Kanton-Oper gibt es im Ko Shan Theatre, Yau Ma Tei Theatre und im Sunbeam Theatre. 2. Die Pferderennen. Jeden Mittwochabend erwacht die Pferderennbahn „Happy Valley“ auf Hong Kong Island zum Leben. Auf den Tribünen kommen Geschäftsleute aus den umliegenden Bürotürmen, Chinesen, die auf ihr Glück hoffen, und neugierige Touristen zusammen. Die Atmosphäre ist wie aufgeladen. Auch in Shatin gibt es eine Pferderennbahn. 3. Die Feste. Hongkong feiert einige traditionelle Feste. Als ich da war, wurde gerade das Mondfest gefeiert. Es fällt auf den Tag, an dem der Mond am schönsten zu sehen ist und ist das Äquivalent zum christlichen Erntedankfest. Beim am selben Tag stattfindenden traditionellen Drachentanz wird ein Drache aus Räucherstäbchen durch die Straßen von Causeway Bay getanzt. 4. Dim Sum. Dim Sum („Das Herz berühren“) sind kleine Gerichte, die gedünstet in Bambuskörben serviert werden. Sie haben ihren Ursprung in Hongkong. Die besten Restaurants sind „Dim Dim Sum“ und das „Tim Ho Wan“.

Der Drachentanz geht auf das 19. Jahrhundert zurück, als die Bewohner des Tai Hang Dorfes von einer „Welle des Unglücks“ heimgesucht wurden: Zuerst traf ein Taifun das Dorf, es folgte eine verheerende Seuche und als dann noch eine Python den gesamten Viehbestand auffraß, hatten die Dorfbewohner genug. Ein Wahrsager riet, über drei Tage und Nächte einen Feuertanz aufzuführen um das Chaos zu beenden – der Drachentanz war geboren.

Nachtleben
Das Nachtleben von Hongkong ist von Touristen und Expats dominiert. Es spielt sich hauptsächlich auf Hong Kong Island ab. Alkohol und die nächtliche Heimfahrt mit dem Taxi (die MTR stoppt gegen Mitternacht) schlagen zwar gut zu Buche, dank Ladies‘ Nights an sechs Tagen in der Woche kommen aber zumindest die Damen der Schöpfung günstig auf den gewünschten Pegel.

Reisen

In Hongkongs direkter Umgebung liegen Macau und das chinesische Shenzhen. Macau ist mit einem Schnellboot zu erreichen, Shenzhen mit der MTR. Natürlich bekommt man auch günstige Flüge nach Vietnam, auf die Philippinen oder nach Japan, ich würde allerdings wärmstens ans Herz legen, die einmalige Gelegenheit zu nutzen, günstig und unproblematisch nach China zu kommen. Visa nach China kann man von Deutschland aus beantragen, das ist aber deutlich kostspieliger als in Hongkong selbst. In Hongkong gibt es Agenturen, die beim doch recht komplizierten Visaantrag helfend zur Seite stehen. Für wenige Euro mehr hält man in zwei bis drei Tagen ein „double-entry visa“ in den Händen. Für Shenzhen kann man auch direkt an der Grenze ein Visum beantragen. Ich persönlich habe Reisen nach Shenzhen, Guilin und zu den Longji Reisterrassen sowie nach Peking und Taiwan gemacht.
Eine Frau im traditionellen Gewand und mit Huhn auf den Longji Reisterrassen.

Persönliches Fazit

Der Aufenthalt in Hongkong war eine außerordentlich bereichernde Erfahrung. Ich habe es genossen, eine doch sehr fremde Kultur und ihre Menschen kennenzulernen. Die geschlossenen Freundschaften werden mich hoffentlich noch lange begleiten. Besonders die Reisen nach China haben mich sehr beeindruckt und in mir den Wunsch geweckt, noch mehr vom Reich der Mitte zu sehen und kennenzulernen. In Hongkong musste ich einige Menschen zurücklassen, die mir sehr ans Herz gewachsen sind und deren Blick auf die Welt und das Leben mich sehr beeindruckt haben. Ich hatte das Glück in einer der aufregendsten Städte der Welt zu leben, zu studieren und zu arbeiten und mich dabei in persönlicher wie akademischer Sicht weiterentwickeln – die gemachten Erfahrungen werden mich ein Leben lang begleiten.