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Veröffentlicht am 15.08.2019

Mein Auslandsjahr in Taiwan

Dass clavisto-Talent Lucina Herzog ins Ausland gehen würde, war für Sie seit dem ersten Semester klar. Die Frage war nur noch: wohin eigentlich? Mit dem Ziel, Chinesisch lernen zu wollen, wurde die Auswahl schnell kleiner. Und da China mangels Partneruniversitäten ausschied, kam Sie schließlich auf die National Chengchi University (NCCU) in Taipeh, Taiwan. Vor welchen Herausforderungen Sie stand und was Sie dort erlebt hat erfahrt Ihr in Ihrem Erfahrungbericht:

In Taiwan, so hatte ich mich informiert, spricht man überwiegend Mandarin. Die Herausforderung war jedoch, dass vor mir noch kein Jura Student aus Mannheim sein Auslandsjahr in Taiwan verbracht hatte. Mir lagen also keinerlei Erfahrungsberichte zur Auswahl an Jura Kursen vor Ort, sowie zu deren Anerkennung vor. Eine direkte Anfrage bei der NCCU brachte diesbezüglich leider auch keine Aufklärung. So startete ich schließlich im 5. Semester, ohne so recht zu wissen, was mich in Taiwan und an der Austauschuniversität erwarten würde, mein kleines Abenteuer.

Leben in Taiwan
Diese kleine Insel, über die ich und die meisten anderen Austauschstudenten relativ wenig wussten, hat unglaublich viel zu bieten. Im Norden dominiert Taipeh als moderne und lebendige Großstadt, die Ostküste zeigt sich wunderschön mit grünen Bergen, die bis ins Meer reichen und im Süden erwarten einen tropisches Klima und Strände. Reisen in Taiwan ist dank High Speed Rail, einem gut ausgebauten Busnetz und Zügen sehr angenehm und meist auch preisgünstig. Beliebte Reiseziele und sehr zu empfehlen sind Tainan, Taidong, Kenting, Hualien, Green Island, Sun Moon Lake und Alishan. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine Tour mit dem Roller entlang der Ostküste bis runter in den Süden. Daneben ist Taiwan ein Paradies für Wanderlustige. Die meisten Routen sind ohne Probleme von Taipeh aus erreichbar, super für einen Tagesausflug und bieten spektakuläre Aussichten auf Taiwans Nordküste und hügelige Landschaft. Zudem kann man auf der ganzen Insel wunderschöne asiatische Tempel und Denkmäler besichtigen. Trotz all dem ist Taiwan als Reiseziel fast unbekannt und damit ein echter Geheimtipp. Auf meinen Erkundungstouren durchs Land bin ich fast ausschließlich Austauschstudenten, Taiwanern oder Chinesen begegnet; andere Touristen sucht man vergeblich.

Das Essen ist sehr vielfältig und neben allen anderen asiatischen Küchen gibt es natürlich auch das traditionelle Taiwanische Essen, auf das die Taiwaner sehr stolz sind. Allerdings ist es nicht jedermanns Sache und eher für Experimentierfreudige. Während die meisten Austauschstudenten Bubble Tea und Dumplings jeglicher Art lieben, sind Stinky Tofu und Pig Blood Cake meist nicht sehr beliebt, gehören meines Erachtens aber zum Pflichtprogramm. Die größte Auswahl bieten die Nachtmärkte in jeder taiwanischen Stadt, die aus unzähligen Essens- sowie Kleidungsständen bestehen. Ab spätem Nachmittag spielt sich hier das Leben der Taiwaner ab. Auf Nachtmärkten findet man alles Mögliche zu erschwinglichen Preisen, wobei das Essen generell sehr preiswert ist.

Ich habe schnell festgestellt, wie bequem und angenehm das Leben in Taipeh ist, selbst wenn man anfangs noch kein Chinesisch sprechen kann. Taiwaner sind nämlich die freundlichsten, herzlichsten und hilfsbereitesten Menschen, die ich je kennenlernen durfte. Dies war sicherlich einer der Hauptgründe, weshalb ich mich in Taipeh von Anfang an sehr wohl gefühlt habe. Selbst nach dem Weg fragen ist das Einfachste auf der Welt. Anstatt einer Wegbeschreibung wird man bei Kommunikationsproblemen einfach mal zum Zielort selbst gebracht oder es finden sich schnell Studenten, die mit Englisch weiterhelfen können. Generell empfiehlt es sich, den Kreis der internationalen Studenten auch mal zu verlassen und Kontakt mit einheimischen Studenten oder generell mit Taiwanern zu suchen.
Studieren an der National Chengchi University (NCCU)

Die Kurswahl war für mich nicht ganz einfach, da an der NCCU nur sehr wenige englischsprachige Jura Kurse für Undergraduates angeboten werden. Dies war allerdings keine böse Überraschung als ich hier ankam, mir war schließlich bewusst, worauf ich mich einlassen würde. Ich habe für beide Semester je einen englischsprachigen Jura Kurs sowie jeweils zwei chinesischsprachige Jura Kurse gewählt. Die englischsprachigen Kurse waren inhaltlich gut und das Englisch der Professoren besser als erwartet. Hier war der Anteil an ausländischen und einheimischen Studenten ungefähr gleich groß. In meinen Kursen auf Chinesisch hatte ich anfangs, wie erwartet, große Probleme, da meine Chinesisch Kenntnisse lange nicht für Jura Kurse ausreichten. Daher beschränkte sich meine Teilnahme auf das Nachschlagen und Aufschreiben von Vokabeln, die ich während der Vorlesungen aufschnappte. Im Endeffekt habe ich durch diese Kurse mein Hörverstehen um einiges verbessern können. Während ich im allerersten Kurs geschätzte 5% verstanden habe, konnte ich in manchen Kursen des zweiten Semesters den Großteil verstehen und nun endlich auch die juristischen Probleme begreifen. Die Tatsache, dass das Taiwanische Recht dem Deutschen nachempfunden ist, hat die ganze Sache erheblich erleichtert.  Meine Professoren in allen Kursen waren sehr hilfsbereit und hatten immer ein offenes Ohr für die Belange der Austauschstudenten.

Den zweiten Teil meiner Kurse an der NCCU machte mein part-time Mandarin Kurs aus, den ich nur wärmstens weiterempfehlen kann. Die Chinesischlehrer sind sehr jung und super motiviert und in kleinen Gruppen von 6 bis 12 Studenten lernt man sehr schnell und effektiv. Selbst Studenten, die keine Chinesisch Kenntnisse mitbringen kann ich das Lernen der Sprache nur dringendst ans Herz legen. Es ist nicht nur sehr hilfreich im Alltag und besonders beim täglichen Besuchen von Restaurants (außerhalb vom Campus und besonders bei älteren Menschen kommt man mit Englisch nur selten weiter), sondern es ermöglicht einem, die Leute und die Kultur besser zu verstehen. Eine besondere Schwierigkeit besteht allerdings darin, dass in Taiwan im Gegensatz zu China noch die traditionellen chinesischen Langzeichen verwendet werden, die noch komplexer sind als die ohnehin schon anspruchsvollen (vereinfachten) chinesischen Schriftzeichen.

Fazit
Taiwan war für mich eine einzigartige Erfahrung und ich habe sowohl Land als auch Leute von der ersten Woche an in mein Herz geschlossen. Obwohl mich dieses Jahr, ehrlich gesagt, in akademischer Hinsicht nicht viel weiter gebracht haben dürfte, war es doch eine unglaubliche Bereicherung. Man lernt so viele interessante Leute aus allen Herren Länder kennen, taucht in eine fremde Kultur und Sprache ein und lernt sich dadurch auch selbst ein bisschen besser kennen. Grundsätzlich kann ich jedem Jura Studenten ein Auslandssemester nur wärmstens ans Herz legen. Und selbst, wer nicht gleich ein Auslandssemester in Betracht zieht, sondern lediglich nach besonderen Reisezielen Ausschau hält: Taiwan ist jede Reise wert.