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Veröffentlicht am 09.01.2023

Im Ausland Jura studieren: Mein Auslandssemester in Breslau

Benjamin Nadolczak ist clavisto-Talent und hat sein Auslandsemester in Polen absolviert. Welche Erfahrungen er an der Uniwersytet Wrocławski in Breslau während seines Erasmus-Stipendiums gemacht hat und welche Ausflugs-Tipps er für euch bereit hält, erfahrt ihr nachfolgend in seinem Bericht ...

Als ich Freunden und Familie erzählt habe, dass ich ein Auslandssemester in Breslau (Wrocław) machen werde, waren einige von meiner Wahl überrascht. Im Nachhinein kann ich aber in jedem Fall sagen, dass das Semester in Breslau keine falsche Entscheidung gewesen ist und ich dort einige sehr schöne und bereichernde Erfahrungen machen konnte.

Als ich mich beim International Day an unserer Uni zum ersten Mal über mögliche Partnerunis im Ausland informiert habe, war für mich schnell klar, dass meine Sprachkenntnisse nur für ein Land ausreichen, in dem an der Uni auf Englisch gelehrt wird. Schließlich fiel meine Wahl daher nach Möglichkeiten wie Tartu, Zagreb und Bergen auf Breslau.

Nach einer absolut problemlosen Bewerbungsphase mit sehr nettem Kontakt zu der Koordinatorin der Gasthochschule und der Annahme durch die Unis, ging das Semester für mich bereits Anfang September los. Die Uni in Breslau hat nämlich für die internationalen Studierenden einen 2-Wochen-Vorbereitungskurs für blutige Anfänger, aber auch für Fortgeschrittene, in Polnisch angeboten. Der perfekte Einstieg, um direkt ein paar Leute kennenzulernen! Tatsächlich wurden die ersten Bekanntschaften aus dem Kurs auch die Gruppe, welche mich über das gesamte Semester begleitete und mit denen ich so manchen Trip unternommen habe. Einige andere Studenten kamen erst nach dem Kurs zu Beginn der Orientierungstage, was ich persönlich nicht empfehlen kann, weil diese 2 Wochen zum Kennenlernen der Stadt und lernen von einigen Basics der polnischen Sprache sehr hilfreich gewesen sind. Für den Kurs hat es dann auch, ohne eine Prüfung schreiben zu müssen, gleich die ersten 3 ECTS gegeben. Das Erasmus-Programm verlangt insoweit auch für Studierende, die in Deutschland eigentlich kein ECTS-System haben (z.B. Juristen), dass diese im Semester 30 Leistungspunkte erreichen.

Zu Beginn der Uni war ich wirklich guter Dinge! Das Gebäude der Fakultät für Jura und Wirtschaftswissenschaft ist modern, gut ausgestattet und ist von überall aus der Stadt super zu erreichen. Die Bibliothek liegt in der 4. Etage desselben Gebäudes und hat sogar eine Auswahl an deutscher juristischer Literatur auf die sie sehr stolz ist, auch wenn diese auf einem stark veralteten Stand - und somit leider größtenteils unbrauchbar ist.

Auch die „Mensa“, die direkt im Gebäude liegt, bietet ein wahnsinnig reich- und  knoblauchhaltiges Buffet, welches allerdings im Verhältnis zu anderen Bistros gesehen nicht besonders günstig ist. Hier hat es sich angeboten, die an der Fakultät naheliegenden Milchbars („Bar Mleczny“) aufzusuchen. Diese bieten nicht nur einen deutlich günstigeren Preis an, sondern kochen die angebotene Hausmannskost meist auch noch selbst und sind wahnsinnig lecker. Hierbei war fast jeder Besuch ein Abenteuer, da gerade Verkäufer/innen in Geschäften und den Bar Mlecznys meist nur polnisch sprechen. So kam es, dass ich in meiner „Stammbar“ fast die gesamte Karte einmal durchprobiert habe, ohne vorher wirklich zu wissen, was auf den Teller kommt. Enttäuscht wurde ich von Essen jedoch nie!

Die Fakultät liegt nur knapp 5 Fußminuten entfernt vom Marktplatz „Rynek“, wo sich das Leben in Breslau hauptsächlich abspielt. Shoppen, essen gehen, in ein Cafe setzen und Kaffee trinken oder nachts die vielen Clubs und Bars aufsuchen ist dort wirklich ein Erlebnis und ein absolutes Muss beim Besuch oder Erasmussemester in der Stadt, welche im Jahr 2016 übrigens (völlig zurecht) europäische Kulturhauptstadt war. Auch das ist ein Grund dafür, dass in der Stadt viel investiert wurde und auch noch wird. So kenne ich zum Beispiel keine weitere Stadt, in der man so schnell mit öffentlichen Transportmitteln von A nach B kommt wie es in Breslau der Fall ist. Es gibt unzählige Straßenbahnlinien, die wirklich viele Haltestellen in sehr kurzen und regelmäßigen Abständen bedienen. Diese sind teilweise noch aus der Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, was der Stadt aus meiner Sicht weiterhin einen ungemeinen Charme verleiht.

Die Tickets kosten pro Fahrt etwa 3,50 Zloty (umgerechnet etwa 80 Cent).

Die meisten Studenten haben aber über ihre Studentenchipkarte einen Fahrausweis, den man monatsweise erwerben kann. So kostet die 4-Monatskarte für Studenten 150 Zloty (etwa 35 Euro). Die Bezahlung erfolgt, wie eigentlich überall in der Stadt, bargeldlos mit der Kreditkarte.

Auch die geographische Lage von Breslau ist für Erasmusstudierende, die gerne reisen, ideal. So besuchte ich während meiner Zeit hier Warschau, Krakau, Posen, und mein persönlicher Favorit: Kiew mit einem Trip zum havarierten Reaktor in Tschernobyl. Diesen Ausflug noch vor Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine erlebt zu haben, ohne zu wissen, wann er theoretisch wieder möglich sein wird, macht die Erinnerung daran noch schöner. Viele meiner Kommilitonen sind auch nach Prag, Berlin und Budapest gefahren. Der etwas außerhalb der Stadt gelegene Flughafen hat viele Flugziele und wird vor allem von der Billigairline Ryanair häufig angeflogen. Das in Kombination mit der Erasmus-Student-Network (ESN) Karte, die ich jedem Erasmusstudierenden für diverse Vergünstigungen sehr ans Herz legen kann und von der örtlichen ESN-Gruppe ausgegeben wird, ist eine ideale Grundlage für einige Trips. Relativ zu Beginn des Semesters habe ich mich auch im nahegelegenen Fitnessstudio angemeldet, das mit knapp 10 Euro im Monat sehr günstig, aber trotzdem super war!

Als die Vorlesungszeit begonnen hat, wurden meine anfänglich fast nur positiven Eindrücke über die Uni leider etwas getrübt. Von den von mir ausgewählten 6 Kursen, die ich mir zunächst anschauen wollte, kamen 5 aus verschiedenen Gründen nicht zustande. Ich war also gezwungen einige andere Kurse zu wählen, was letztendlich dazu führte, dass ich mir nicht ein einziges Fach für den an unserer Uni integrierten Jura-Bachelor in Deutschland anrechnen lassen konnte.

Das akademische Niveau an der Uni war aus meiner Sicht größtenteils sehr gering. Dozenten mit Power-Point-Präsentationen, welche 1 zu 1 aus Wikipedia übernommen wurden und aus denen nicht mal die Hyperlinks gelöscht worden sind, kamen mehr als einmal vor. Das sprachliche Niveau in den sehr kleinen Gruppen von 10 bis 20 Studenten war aber hingegen sehr gut! 

Das lag mitunter auch daran, dass diese Kurse einzig für Erasmusstudierende waren. Leider ist es uns darüber hinaus nicht möglich gewesen, uns in die Kurse der Vollzeitstudierenden einzuschreiben. Somit war der Kontakt mit polnischen Studierenden in der Uni eher gering.

Teilweise musste ich in meinen Kursen einige Abgaben in Form von Essays leisten, um die Prüfung am Ende des Semesters zugelassen zu werden. Auch gab es in einem Fach unangekündigte Tests, was sich ein wenig wie in der Schule angefühlt hat. Die finalen Examen waren letztendlich sehr studentenfreundlich und ohne große Anstrengungen mit Bestnoten zu bewältigen. So war es ein leichtes, die für das Stipendium geforderten 30 ECTS zu erreichen.

Die Wohnsituation war für mich anfangs sehr gewöhnungsbedürftig. Die Uni bietet den Erasmusstudierenden an, in Wohnheimen unterzukommen. Die meisten der Wohnheime für die Uniwersytet Wrocławski (nur eine von insgesamt 7 Unis in der Stadt) liegen im Osten von Breslau. Meine Unterkunft mit dem Namen „Ołówek“ (übersetzt „Bleistift“, wegen der Form des Gebäudes) war sehr sporadisch ausgestattet. So waren z.B. in der Küche ein Kühlschrank, eine Kochplatte, ein Tisch und 4 Hocker. Wirklich nur das Nötigste! Man kann aber problemlos in den gegenüberliegenden und naheliegenden Geschäften alles für den täglichen Bedarf kaufen.

Im Wohnheim kann man zwischen Einzelzimmern (für umgerechnet etwa 190€ pro Monat) und Doppelzimmern (für umgerechnet etwa 135€ pro Monat) wählen. Bei meiner Ankunft hat man mir jedoch mitgeteilt, dass die Einzelzimmer derzeit nicht verfügbar seien und ich einen Platz im Doppelzimmer zugewiesen bekommen hätte. Das war für mich zunächst ein ganz schöner Schock, da ich mir vorher noch nie ein Zimmer mit jemandem teilen musste, geschweige denn mit einem Fremden.

Wer allerdings lieber seine eigene Wohnung haben möchte, kann sich problemlos über z.B. die örtlichen Facebookgruppen eine suchen. Das haben auch die meisten der Deutschen, die ich hier kennengelernt habe, gemacht. Allerdings ist es hierbei von Vorteil, wenn man jemanden kennt, der polnisch spricht. Anderenfalls können die Preise für ausländische Studierende und Touristen auch mal nach oben abweichen. 

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Zeit in Breslau eine wirklich schöne war. Wer ein unbeschwertes Semester in einer wundervollen Stadt genießen möchte und etwas weniger Budget zur Verfügung hat, dem kann ich einen Aufenthalt hier absolut empfehlen!!

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Erfahrungsbericht auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.