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Veröffentlicht am 06.09.2024

LL.M. Jura-Studium im Ausland: Flexibles Studiensystem, winterliche Outdoor-Festivals und atemberaubende Naturerlebnisse in Kanada

clavisto-Talent Antonia Derichs erzählt in ihrem Bericht über ihr LL.M.-Studium im faszinierenden, zweitgrößten Land der Erde - Kanada. Wir erfahren mehr über das Leben in der pulsierenden Metropole Toronto - der Hauptstadt der kanadischen Provinz Ontario - , spannende Freizeitaktivitäten und natürlich das Jura-Studium, aber am besten liest du selbst. Viel Spaß dabei!

Wenn man mich vor meinem LLM-Studium nach meiner Idee von Kanada gefragt hätte, hätte ich vermutlich nur eine sehr grobe Vorstellung von Land und Kultur gehabt. Womöglich aber auch gerade deshalb zog es mich für meinen Master nach Toronto (nachdem ich an meiner Wunschuni in Vancouver nicht angenommen wurde).

Toronto ist eine lebhafte Stadt. Auch wenn der ein oder andere Kulturschock nicht ausblieb (es ist schon Wahnsinn, wie leichtfertig alles dort noch in Plastik eingepackt wird), hatte ich insgesamt eine unfassbar gute Zeit dort! An meinem Masterprogramm nahmen etwa 30 Studierende aus aller Welt teil und uns wurden direkt zu Beginn vielfältige Möglichkeiten geboten, einander kennenzulernen. Im Laufe der Zeit hat sich für mich daraus ein fester Freundeskreis entwickelt – eine Freundin werde ich zum Beispiel diesen Sommer in Mexiko auf ihrer Hochzeit besuchen!

Zusammen haben wir auch jede Gelegenheit genutzt, Kanada insgesamt noch etwas besser kennenzulernen. So sind wir etwa im Februar zu einem Outdoor-Festival nach Montreal gefahren, wo alle dick eingepackt in Schneeanzügen und Skikleidung miteinander feiern. Außerdem waren wir bei eisigen -30 Grad Skifahren im Sunshine Resort in der Nähe von Banff oder bei einem kanadischen Freund in seiner Heimat etwa eine Stunde entfernt von Toronto. Leicht vergisst man dabei, wie groß Kanada ist! Um von Toronto nach Banff oder auch Vancouver zu kommen, mussten wir erst einmal 4-5 Stunden fliegen (!).

Von Toronto aus lassen sich aber auch kürzere Ausflüge unternehmen. Die Niagarafälle (die mich eher negativ überrascht haben, weil sich in der direkten Umgebung zahlreiche Kirmes-Attraktivitäten, Haunted-Häuser und Casinos befinden) können in einer 1,5-2-stündigen Busfahrt erreicht werden und auch die wunderschöne Wälder- und Seenlandschaft von Muskoka ist nur wenige Stunden Fahrt entfernt.

Die Universität funktioniert in vielerlei Hinsicht anders als in Deutschland. So ist der Kontakt mit den Professor*innen viel enger und persönlicher, die Kurse sind insgesamt kleiner und statt Klausuren mussten wir größtenteils paper (also wissenschaftliche Arbeiten) über ein frei gewähltes Thema schreiben. Dies bot insgesamt die Möglichkeit, das Studium viel freier und interessenorientierter zu gestalten. Uns LLM-Studierenden wurde dabei besonders viel Freiraum gelassen.

Ich habe die Möglichkeit genutzt, mein Studium „course-based“ auszurichten und statt einer abschließenden Thesis mehr credits durch die Belegung von Kursen zu sammeln. Es wäre aber auch möglich gewesen, eine short thesis oder eine long thesis zu verfassen. Auch bietet die UofT einige Konzentrationen an (etwa Criminal Law, Business Law oder Health Law).  Ein Masterstudium ist kurz, mein academical year begann im September und endete bereits mit meiner letzten Abgabe Ende April. Für das Verfassen der paper haben wir teilweise einige Bib-Tage einlegen müssen, der Workload übersteigt ein Jurastudium in Deutschland aber nicht.

Besonders praktisch sind auch die zahlreichen Sport- und Freizeitangebote, die die Universität anbietet. Während ich hier in Deutschland teuer für jeden Schwimmbadbesuch bezahlen muss, konnte ich dort jederzeit zwischen zwei verschiedenen Schwimmbädern wählen und kostenlos schwimmen gehen.

Der Campus der Law School ist weitgehend sehr modern und hat eine gute Lage mitten im Trubel der Stadt. Als LLM-Studenten hatten wir keine eigenen Kurse, sondern belegten nach Wahl die Kurse mit den übrigen Studierenden. Daher war es besonders leicht, in der Universität Kontakte zu knüpfen.

Vergessen darf man dabei allerdings nicht, dass das alles ordentlich Geld kostet. Die Universitäten in Kanada haben allgemein hohe Studiengebühren für die LLM-Studiengänge und auch die Lebensunterhaltungskosten liegen über den deutschen Maßstäben. In unserem Fall hat die UofT (sogar ungefragt) jedem der international students ein Stipendium über 10.000 CAD gewehrt, allerdings waren die Kosten für das Studium dann noch immer sehr hoch. Ohne ein weiteres Stipendium muss man sich das Studium und das Leben in Kanada also auf jeden Fall leisten können.

Insgesamt kann ich ein Studium in Kanada, sei es LLM oder ein Auslandssemester, nur jedem ans Herz legen! Die Menschen sind freundlich und offen und für Naturliebhaber ist insbesondere der Westen des Landes ein absolutes Paradies! In den Rocky Mountains bieten sich unzählige Möglichkeiten zum Wandern, Skifahren oder einfach nur das Panorama zu genießen. Im Anschluss an mein Studium bin ich mit Freunden für vier Wochen im Campervan von Alberta, über British Columbia nach Vancouver Island gefahren und jede Fahrt stellte sich bereits als wunderschön heraus – Bären, Elche und zahlreiche andere Tiere inklusive!

Besonders erschreckend war es aber leider, während und nach unserer Reise von den zahlreichen Waldbränden in Kanada zu hören. Durch das Ausmaß der Brände im letzten Sommer wurden viele Orte und Wälder zerstört, teilweise direkt entlang unserer Reiseroute. Leider bleiben derartige Entwicklungen mit den heutigen klimatischen Bedingungen nicht mehr aus.

Kanada hat nicht nur eine atemberaubende Natur, sondern auch eine geschichtsträchtige Vergangenheit. So konnte ich in meiner Zeit dort viel über das Leben und die Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, etwa in den sogenannten residential schools, erfahren. Wer nach Kanada reist, sollte auch vor den Auswirkungen der Vergangenheit und den Problemen der Gegenwart nicht die Augen verschließen.

 

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Erfahrungsbericht auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.