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Veröffentlicht am 13.11.2023

Jura-Studium im Ausland: Estland ein oft unterschätztes Erasmus-Ziel

Nach längerem Überlegen entschied sich clavisto-Talent Philippe Amend für ein Auslandssemester - und zwar in Estland. Auch wenn wahrscheinlich viele Student*innen den baltischen Staat nicht direkt als erstes Ziel für ihr Auslandssemester im Kopf haben, lohnt es sich dieses Ziel in Betracht zu ziehen. Neben der schönen Studentenstadt Tartu und dem angenehmen Studium ist Estland auch ein hervorragender Ausgangspunkt für Reisen nach Skandinavien und Osteuropa. Welche Tipps Philippe für dich hat und was du bei einem Auslandssemester in Estland beachten solltet, erfährst du in seinem Bericht.

Vorbereitung

Schon lange habe ich mir darüber Gedanken gemacht, ein Auslandssemester zu absolvieren.  Vollends überzeugt wurde ich von einem Freund, den ich bei seinem ERASMUS Auslandssemester in England besucht habe. Um die nötigen Informationen zu erhalten, habe ich mir zuerst in mehreren Gesprächen mit unseren Erasmus-Koordinatoren einen Überblick verschafft. Als erstes geht es darum, ob man sich für eine Partneruniversität außerhalb von Europa entscheidet oder nicht. Aufgrund der attraktiven ERASMUS- Förderung und einer weniger umfangreichen Vorbereitung entschied ich mich dafür, in Europa zu bleiben.
Die Entscheidung, in welches Land ich gehen wollte, dauerte einige Zeit und meine Wahl fiel am Ende auf Estland. Viele fragen sich jetzt bestimmt, warum man ausgerechnet Estland auswählen sollte. Bei genauerer Recherche wird jedoch schnell klar, dass das Land einen idealen Ausgangspunkt für Reisen nach Skandinavien, Russland (jetzt vielleicht nicht mehr) und das gesamte Baltikum bietet. Außerdem ist die Stadt Tartu eine sehr schöne Studentenstadt, die Universität Tartu zählt zu der besten im ganzen Baltikum und befindet sich unter den Top 400 Unis der Welt.

Um ein ERASMUS Semester machen zu können ist es Voraussetzung, seine Englischkenntnisse nachzuweisen. Hierbei sollte man sich über das Testangebot informieren. Wenn alle notwendigen Dokumente eingereicht sind, dauert es einige Monate, bis man eine Bestätigung erhält. Da es bei unserer Universität viele Plätze aber meistens wenig Bewerber für die Partneruniversitäten gab, wurde uns unser Erstwunsch-Platz bereits zugesichert. Nach dem Erhalt der Bestätigung, musste ich noch einige andere Dokumente, wie zum Beispiel das Learning Agreement einreichen. Des Weiteren kann ich nur empfehlen, sich frühzeitig für das Studentenwohnheim Raatuse online zu bewerben, wenn man dort wohnen will.

Anreise

Nachdem ich die Vorbereitungen abgeschlossen hatte, musste ich mich um die Anreise kümmern. Die meisten Leute sind mit dem Flugzeug angereist und mit Ryanair gibt es sehr preiswerte Flüge nach Tallinn. Von Tallinn aus kann man ebenfalls günstig mit dem Bus nach Tartu fahren.
Ich habe mich allerdings für eine Anreise mit dem Auto entschieden und habe die Anreise mit einem Roadtrip durch Polen, Lettland und Litauen kombiniert. Wer ein Auto und die notwendige Zeit vor der Anreise hat, dem kann ich das sehr empfehlen! Das Studentenwohnheim in Tartu ist mit einem kostenlosen Parkplatz direkt vor der Tür ausgestattet.

Unterkunft

Meine Erfahrungen mit dem Studentenwohnheim Raatuse waren eher durchwachsen. Der einzige Grund für mich dort zu wohnen war, schnell Anschluss zu anderen Leuten zu bekommen. Da ca. 80% der Austauschstudenten hier auf einer Etage wohnen, wird natürlich viel gefeiert und die Atmosphäre ist sehr familiär. Ich fand es sehr schön, dass alle meine Freunde auf der gleichen Etage wie ich wohnten.
Die Wohnungen im Raatuse bestehen jeweils aus drei Zimmern und werden üblicherweise von sechs Studenten bewohnt. Die Möblierung ist sehr spartanisch und alle Wände sind in Grautönen gehalten. Generell ist die Ausstattung der Wohnungen sehr unterschiedlich. So bezieht man seine Wohnung meist ohne einen Ofen und Besteck. Ihr müsst euch darüber im Klaren sein, dass ihr euch ein Zimmer mit einer anderen Person teilt. Einzelzimmer gibt es zwar, allerdings kosten diese das Doppelte und sind nur sehr begrenzt verfügbar. Mein Zimmernachbar war Spanier und wir kamen gut zurecht.

Für ein Zimmer zahlt ihr (Stand 2019) als Austauschstudent 230€. Dieser Preis hört sich auf den ersten Blick nicht schlecht an, man muss sich aber überlegen, dass 460€ zusammen mit dem Mitbewohner für ein kleines Zimmer (insbesondere in Tartu) überteuert ist. Alle Langzeitstudenten im Raatuse zahlen nur die Hälfe. Ebenfalls müsst ihr die Miete, wenn ihr Tartu im Dezember bereits verlasst, auch für Januar bezahlen. Als Alternative für das Raatuse 22 kann ich euch das Hugostay empfehlen. Dieses neu gebaute Studentenwohnheim ist zwar teurer als das Raatuse, allerdings bekommt ihr ein modern eingerichtetes Einzelzimmer. Außerdem liegt das neue Wohnheim direkt gegenüber vom Raatuse 22 und ist ganz nah an allen anderen Internationalen Studenten.
Um Anschluss zu finden ist das Raatuse aber ideal!

Studium

Nachdem die Kurse freigeschaltet wurden, konnte ich mich hierzu online anmelden. Um das Freisemester zu erhalten, musste ich insgesamt 30 ECTS Punkte belegen und davon die Hälfte Jurakurse wählen. Bei der Anmeldung hatte ich einige Probleme, da viele Kurse bereits voll belegt waren oder ich mich aus unbekannten Gründen nicht eintragen konnte. Nachdem ich einige Emails verschickt habe, wurde ich nach kurzer Zeit in die gewünschten Kurse eingetragen.
Die Universität in Estland funktioniert anders, als man dies in Deutschland gewohnt ist. Man sitzt in den Klassen mit höchstens 25 Leuten, und es wird meistens eine aktive Mitarbeit gewünscht. Oft gibt es auch Hausaufgaben oder Aufsätze, die einzureichen sind. Dafür werden in einigen Kursen überhaupt keine Klausuren geschrieben, oder diese machen lediglich einen kleineren Teil der Gesamtnote aus. Meistens gibt es eine Anwesenheitspflicht, jedoch kann man ein paar Mal fehlen und die Professoren nehmen Rücksicht darauf, dass man als ERASMUS Studenten auch einige Reisen unternimmt.
Empfehlen kann ich euch den Kurs „Estonia and Estonians“, bei dem einiges über die Estnische Kultur gelehrt wird. Insgesamt sind die Kurse meistens recht einfach zu bestehen, überarbeiten muss sich keiner. Notfalls können die Kurse auch noch in den ersten Wochen gewechselt werden.

Reisen

Neben dem Studieren lag für mich der Fokus insbesondere darauf viel zu reisen. So werden vom ESN Tartu viele Trips angeboten und man konnte unter anderem Ausflüge nach Russland (jetzt nicht mehr), Lappland und nach Stockholm unternehmen.
Ich machte mit einigen Freunden Ausflüge nach St. Petersburg, Moskau, Lappland und in die Ukraine. In Lappland konnte man die Polarlichter sehen, mit Huskyschlitten fahren und nach einem Saunagang im Polarmeer schwimmen. Auch im näheren Umland habe ich die Städte Tallinn (Hauptstadt Estland), Riga (Hauptstadt Lettland) und Vilnius (Hauptstadt Litauen) besucht. Besonders ist mir auch die größte Insel Estlands Saaremaa in Erinnerung geblieben. Ich kann nur empfehlen, die gute Lage Estlands zu nutzen und möglichst die nähere Umgebung zu erkunden. Wenn man nur einen ESN Ausflug machen will, kann ich den Trip nach Lappland empfehlen!

 

 

Freizeit

Auch bietet die schöne Stadt Tartu einiges, um seine Zeit zu vertreiben. Es gibt unzählige Cafés, Restaurants und drei große Einkaufszentren. Wenn es warm ist, kann man an den See gehen, wo Sand aufgeschüttet ist und sich einige Volleyballfelder befinden. Weiterhin bietet die Universität Tartu ein großes Sportangebot an und einige Freunde spielten zwei Mal die Woche Fußball. Als Fitnessstudio kann ich das Lemon Gym empfehlen. Die Preise sind, insbesondere mit Angebot, sehr preiswert und das Fitnessstudio befindet sich lediglich fünf Gehminuten von dem Studentenwohnheim Raatuse 22 oder Hugostay entfernt. Fast alle Erasmusstudenten waren hier angemeldet und dadurch traf ich dort immer viele Bekannte.
Regelmäßige Partys und sonstige Events wurden vom ESN organisiert. Es war von Pool Party, Karaoke und White T-Shirt Partys alles dabei. Ebenfalls gab es jeden Mittwoch die typische Erasmus Party im Illusion und mit ESN Karte ist der Eintritt hierzu immer kostenlos.

 

Fazit

Ich hatte alles in allem ein schönes Erasmus-Semester, das mir immer in Erinnerung bleiben wird. Insbesondere konnte ich mich ein bisschen von meinem Unistress erholen und Energie für die Zeit vor dem Repetitorium tanken. Von der bescheidenen Wohnsituation und dem Wetter im Winter abgesehen, gab es keine wirklich negativen Aspekte. Wenn man sich für Tartu entscheidet, muss einem aber letztendlich klar sein, dass es sich um eine Stadt mit 100.000 Einwohner handelt, die nicht alle Vorzüge einer Großstadt bietet.

 

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Erfahrungsbericht auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.