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Veröffentlicht am 23.01.2024

Jura im Ausland studieren: Südamerikanische Luft in Kolumbien schnuppern

Ein Großteil der Student*innen, die ein Auslandssemester absolvieren entscheiden sich für ein Studium innerhalb Europas. Aber genau das wollte clavisto-Talent Chris Enrique Diaz nicht und entschied sich für Lateinamerika. In der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, studierte Chris an der Universidad Nacional de Colombia und erzählt in seinem Bericht von seinem Studium, dem Alltag in Kolumbien und tollen Ausflugszielen.

Ein Auslandssemester in Bogotá, Kolumbien zu absolvieren ist mit Sicherheit eine der exotischeren Möglichkeiten einen Teil des Jurastudiums im Ausland zu verbringen und eine, die ich definitiv weiterempfehlen kann.
 

Warum überhaupt Bogotá und warum nicht einfach Barcelona?

Mich persönlich hat es mehr gereizt „so richtig“ ins Ausland einzutauchen. Bei den Erasmusprogrammen ist es aufgrund der hohen Anzahl an Austauschstudierenden dann ja doch oft so, dass man in seiner Erasmus-WG wohnt, an der Uni Kurse besucht, die extra für Erasmus-Studierende angeboten werden und sich mit Englisch durchkämpft, auch wenn die Landessprache eine andere ist.

In Bogotá und ganz generell in Lateinamerika funktioniert das auf jeden Fall nicht und das ist auch, was den Reiz ausmacht, ein Auslandssemester außerhalb von Europa zu absolvieren.
 

Die Universidad Nacional de Colombia

Ich habe die Universidad Nacional de Colombia (UNAL) an ihrem Standort in Bogotá besucht. Neben einigen anderen privaten Universitäten in Kolumbien hat auch sie international einen sehr guten Ruf. Daher ist es jedoch für die Einheimischen auch sehr schwierig einen Studienplatz an der Universität zu bekommen (die Auswahltests sind sehr streng, gerade einmal 10% der Bewerber*innen werden angenommen, so wurde uns berichtet). Dadurch besteht unter der Studierendenschaft aber auch gewisser positiver Stolz und Zusammenhalt (nicht zu verwechseln mit Arroganz), den man aus Deutschland so nicht wirklich kennt. Der Campus ist wie ein riesiger Park mit den einzelnen Fakultäten und Gebäuden, welche auch einen besonderen Charme haben: Von alten Gebäuden im Bauhausstil von den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts bis zu wirklich modernen Neubauten ist alles dabei und dazwischen große Wiesen und Plätze zum verweilen.

Nicht nur für die Aufnahme, sondern auch während des Studiums sind die Anforderungen tatsächlich ziemlich hoch. Aber keine Sorge, als Austauschstudent musste ich gerade einmal die Hälfte der Kurse belegen, die die lokalen Studierenden belegen müssen, aber auch damit war ich angemessen beschäftigt. Die Kurse sind ausschließlich auf Spanisch, weshalb man ein B2-Niveau am besten mitbringt. Dafür hat man eine unglaublich große Auswahl an Kursen, aus denen man wählen kann. Insbesondere Freunde des Völkerrechts würden hier fündig werden. Vom Allgemeinen Völkerrecht, Kriegsvölkerrecht, Internationale Menschenrechte usw. ist alles dabei. Ich selbst habe mir in den ersten Wochen einige Vorlesungen angeschaut und mich am Ende für die Fächer Internationale Schiedsgerichtsbarkeit, Gerichtsmedizin und Arbeitsrecht entschieden und sowohl vom Fachwissen, als auch vom allgemeinen Hintergrundwissen war es eine echte Bereicherung. Zudem war ich in jedem der Kurse der einzige Austauschstudent, sodass sich die erwähnten „Erasmus-Bubbles“ erst gar nicht bilden können und man wirklich viel mit den Einheimischen in Kontakt ist, mit ihnen die Gruppenarbeiten zusammen macht und abends zusammen nach getaner Arbeit ein Bier trinken geht.

Die Art zu unterrichten ist verschulter als in Deutschland, was ich aber als angenehme Abwechslung zu den 400-Personen-Vorlesungen in Deutschland wahrgenommen habe. In den Kursen waren meist um die 20 Studierende und man war tatsächlich auch viel im Austausch mit den Professor*innen, was ich in Deutschland bis zum Ende nie hatte. Auch die Art der Klausuren ist erfrischend anders. Es gibt keine Prüfungsordnung wie in Deutschland, die zwei- bis fünfstündige Rechtsgutachten vorgibt. Vielmehr hat jeder Professor*in die Lehrfreiheit selbst zu entscheiden, wie geprüft wird: Im Fach Schiedsgerichtsbarkeit haben wir einen Moot Court, also einen fiktiven Gerichtsfall, über mehrere Wochen vorbereitet und durchgespielt und in Gerichtsmedizin mussten wir einen Krimifilm schauen und die dort vorkommenden Beweismitteln ihrer Beweiskraft nach würdigen. Insgesamt war es also eine wirklich spannende und lehrreiche Abwechslung zum „Gutachtenalltag“ in Deutschland.
 

Alltag in Bogotá und Kolumbien

Bogotá ist auf dem ersten Blick nicht unbedingt eine idyllische tropische Stadt, sondern eben eine riesige Metropole mit ungefähr 8 Millionen Einwohnern und allen Seiten, die jede Stadt einer solchen Größenordnung hat. Sie liegt in den Anden in einem Tal auf einer Höhe von 2600 Metern, wodurch das Klima nicht zu unterschätzen ist. Es kann wirklich sehr frisch, nass und kalt sein. Durch die Größe hat man aber wirklich sehr viel zu entdecken, das Nachtleben bietet viele Clubs und tolle Restaurants mit Preisen, bei denen man auch als Studierende*r glücklich wird.

Gewohnt habe ich in einer WG mit eigenem Zimmer und Bad und einem sehr großen Koch- und Essbereich, wo ich mich sehr wohl gefühlt habe. Zur Orientierung, ich habe umgerechnet gerade einmal knapp 200 Euro Miete warm pro Monat gezahlt und es wäre sogar noch günstiger gegangen. Auch vom Lebensstandard ist von Schlafzimmer ohne Fenster bis geschlossene luxuriöse Wohnanlage alles möglich, was man sich eben sucht und leisten möchte.

Insbesondere ist Bogotá aber auch Verkehrsknotenpunkt nicht nur für Kolumbien, sondern für den ganzen Kontinent. Vor allem Ausflüge sollten im Auslandssemester natürlich nicht zu kurz kommen. Mit dem Bus kann man wunderschöne abgelegene Landschaften in den Anden erreichen (die sogenannten Páramos oder das Valle de Cocora) und dort Wanderungen unternehmen oder historische Dörfer (zum Beispiel Villa de Leyva) besuchen. Mit dem Flugzeug kommt man zum Beispiel in größere Städte wie Medellín, an die Karibikküste im Norden Kolumbiens oder in den Amazonas Regenwald im Süden des Landes. Jedes dieser Ziele ist wirklich atemberaubend und macht das Auslandsemester zu einem einzigartigen Erlebnis.

 

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Erfahrungsbericht auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.