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Veröffentlicht am 29.12.2023

Jura im Ausland studieren: Freundliche Kanadier, persönliche Herausforderungen und abwechslungsreiche Ausflugsziele

"Ich würde es jederzeit wieder machen." schwärmt Rebecca Jussen, clavisto Talent, von ihrem Auslandssemester in Kanada. Neben all den positiven Erfahrungen wie dem engen Kontakt zu Professor*innen, tollen Ausflugszielen und persönlichem Wachstum berichtet Rebecca auch über die nicht so einfachen Zeiten und Herausforderungen - aber am besten liest du ihren Erfahrungsbericht selbst! Viel Spaß dabei.

2018 – in meinem 5. Semester des Jura Studiums – habe ich ein Auslandssemester an der Simon Fraser University in Burnaby (direkt bei Vancouver, Kanada) verbracht, das ich in bester Erinnerung habe. Vorab möchte ich ganz allgemein zu Auslandsaufenthalten anmerken: immer in jedem Fall dafür entscheiden und nicht auf ein Ziel versteifen! Meine erste Wahl war damals die University of Toronto, und wenn Kanada insgesamt nicht geklappt hätte, hätte ich mich bei Erasmus beworben (hier war die Deadline später). Ich bin mir sicher, ich hätte überall eine gute Zeit gehabt. Auslandserfahrungen sind immer eine Mischung aus Spaß und Herausforderung und man wächst selten so viel wie in dieser Zeit.

Wenn man über die LMU (an anderen Universitäten wird es ähnlich sein) ins Ausland gehen möchte, gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: LMU-Exchange, ein fachübergreifendes Programm für Länder außerhalb Europas, und fachintern Erasmus und Erasmus+; daneben gibt es kleinere spezifische Austauschprogramme mit Frankreich oder Japan. Da ich am liebsten weiter wegwollte und insgesamt großer Nordamerika-Fan bin, bin ich an LMU-Exchange geraten und hier schnell auf Kanada gestoßen. Der große Vorteil an den Austauschprogrammen ist, dass die Studienkosten wegfallen und man regelmäßig über den DAAD sogar noch eine monatliche Förderung für den Lebensunterhalt (bei mir ca. 400€ pro Monat) erhält. Dafür kann man sich automatisch mitbewerben und hat – jedenfalls damals – recht gute Chancen. Mein Auslandssemester ging vier Monate, also von September bis Dezember, sodass ich Weihnachten wieder zuhause war.

Ich hatte eine tolle Zeit an der SFU. Der Campus ist mit dem Bus ca. 40 Minuten von Vancouver Downtown entfernt, was für kanadische Verhältnisse keine große Distanz ist. Die Uni selbst liegt sehr schön auf einem Berg und ist die typisch nordamerikanische Erfahrung des Campusleben: Angebote wie Fitnessstudio, Sportkurse, Schwimmbad, alles mitten auf dem Campus, kann man kostenfrei (bzw. für die Kanadier als Teil ihrer Studiengebühren) nutzen. Auch das Uni System ist ganz anders als in Deutschland, etwa bietet es viel mehr Kontakt zu den Professor*innen. Hier würde ich empfehlen, alle Angebote zu nutzen, zum Beispiel die „Office Hours“ der Professoren, denen man sich am Anfang gut auch als Austauschstudent vorstellen kann (dann sind sie besonders hilfsbereit und haben auch Nachsicht, wenn man etwas nicht auf Anhieb versteht). Ich musste ein paar Vorgaben meiner Fakultät in Deutschland erfüllen, auch dafür ist es gut, sich persönlich vorzustellen – ich konnte in allen Fächern Vorgaben zu Essays (etwa die Länge) so anpassen, dass ich die Vorgaben der LMU erfüllen konnte. Die Kurse teilen sich in verschiedene „Assignments“ auf, also Essays, Präsentationen und kleinere Klausuren, die meistens im Multiple Choice Format sind. Ich hatte drei Kurse, was empfohlen wurde, vom Arbeitsaufwand her allerdings eher an der unteren Belastungsgrenze liegt, jedenfalls wenn man das deutsche Jurastudium gewohnt ist. Wer einen Schwerpunkt auf die Uni legen möchte, sollte vier Kurse belegen. Insgesamt lässt sich die Uni als verschulter beschreiben (Anwesenheitspflicht, teilweise sog. Cold-Calling, Hausaufgabenkontrolle etc.), das ist im Vergleich zum deutschen Unisystem durchaus gewöhnungsbedürftig.

Die Kanadier sind ausnahmelos freundlich: an der Uni gibt es für jedes Problem viele Ansprechpartner, den Busfahrern wird beim Austeigen gedankt und man kann grundsätzlich jeden um Hilfe bitten. Ich habe mich auf Anhieb so sehr wohl fühlen können. Was man wissen sollte, ist, dass Kanada im Schnitt 280 Regentage pro Jahr hat (das war mir jedenfalls nicht klar!). Ich habe es letztlich nicht so wahrgenommen, da es oft auch nur leicht regnet, aber man sollte jeden sonnigen Tag nutzen und im Zweifel Gummistiefel einpacken. Die Umgebung bietet wahnsinnig viele Möglichkeiten zum Wandern (Highlight: Panorama Ridge beim Garibaldi Lake). Eine gute Balance zwischen Uni und Kanada enddecken ist auch gut möglich: in den Phasen der Midterms oder Final Exams muss man mehr lernen, aber dafür gibt es genug Wochenenden, an denen weniger los ist und die sich gut für Ausflüge aller Art nutzen lassen. Es gibt eine so große Gemeinschaft an Austauschstudierenden, dass sich immer Leute finden, denen man sich anschließen kann oder eine Gruppe für Ausflüge bilden.

Ich war am Anfang überrascht, wie anders die nordamerikanische Kultur sein kann – ich dachte Kanada ist so „westlich“, dass ich mich schnell und problemlos eingewöhnen würde. Trotzdem hat mir am Anfang das europäische sehr gefehlt und es hat eine Weile gedauert, bis ich über die kleinen Kulturschocks hinweggekommen bin: von den anderen Produkten in den Supermärken zu den Fastfood-Ketten und Plastikbechern waren es am Anfang kleine, objektiv unwichtige Dinge, an die ich mich erstmal gewöhnen musste. Auch die Umstellung, nie die Muttersprache zu hören oder nur auf Englisch zu reden kann anstrengender sein, als man sich das vorstellt. Rückblickend ist das aber eine der wichtigsten Erfahrungen im Auslandsemester, auch wenn man sich am Anfang vielleicht nicht jeden Tag ausnahmelos wohlfühlt. Außerdem merkt man schnell, dass es allen anderen genauso geht. Also: Geduld!

Wie bereits beschrieben ist das Highlight an Vancouver die Umgebung und die Lage: Strand und Meer, Regenwald, Berge und unzählige Seen sind in unmittelbarer Nähe. Highlights sind: am Anfang wandern, Fahrrad fahren um den Stanley Park, Vancouver Island besichtigen und ab Ende November nach Whistler, um den Schnee zu genießen und eventuell skizufahren. Die SFU hat einen Wander- und Skiclub, mit dem man sich auch Touren anschließen kann. Meine Freizeit habe ich also hauptsächlich damit verbracht, dieses Angebot zu nutzen. Außerdem ist die „Westcoast“ für seine Kaffeekultur bekannt, sodass ich gerne in die Stadt gefahren bin, um meine Uniaufgaben in einem schönen Café zu erledigen.

Mein Austausch hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und mich persönlich und akademisch weitergebracht. Ich würde es jederzeit wieder machen. Sowohl die SFU als auch Kanada haben unglaublich viel zu bieten und wenn man sich vornimmt, alles mitzunehmen und von den Angeboten Gebrauch zu machen, kann man die Zeit gut gestalten und sie geht vorbei als wäre es ein Tag. Ich habe viele tolle Leute aus der ganzen Welt kennen gelernt und man ist selten in einer Umgebung, wo alle Leute so offen sind – denn alle sind in der gleichen Ausgangssituation. Man muss sich nichts vormachen, es gibt immer „Hänger“, wo einem das Zuhause besonders weit weg vorkommt oder alles schiefzulaufen scheint, wenn man mal wieder etwas zu spät verstanden hat, weil das System doch anders ist. Aber rückblickend sind es genau diese Herausforderungen, die den Austausch so eine wichtige Erfahrung machen!

Noch einige praktische Tipps:

  • Visum: wenn der Aufenthalt in Kanada unter 6 Monaten ist, braucht man kein „Study Visa“ und die Beantragung des Visums ist ganz einfach: ETA online beantragen, bei mir wurde es noch am selben Tag genehmigt, es gibt keine nennenswerten Kosten oder besonders benötigte Unterlagen. Ganz wichtig (I learned the hard way!): der Pass muss ab Einreisedatum nach Kanada 6 Monate gültig sein. Wenn man während seines Aufenthaltes also etwa in die USA reisen möchte (zB. nach Seattle, was von Vancouver nicht weit ist) sollte man beachten, dass der Pass auch bei dann erneuter Einreise nach Kanada 6 Monate gültig sein muss.
  • Anreise und Flug: Ich würde empfehlen, nur den Hinflug zu buchen oder ein Flexticket zu wählen. Ich hatte den Rückflug schon gebucht und musste dann umbuchen, weil man erst später Informationen zu final Exams oder zum „Move Out“ date bekommt. Es bilden sich auch oft vor Ort noch Gruppen, um Ausflüge in die Umgebung zu machen oder etwa Skifahren zu gehen, sodass man sich diese Optionen offenhalten sollte! Ohne Rückflug in das Land einzureisen ist kein Problem.
  • Auslandskrankenversicherung: Ich war über meine deutsche Versicherung international mitversichert, würde das aber nicht empfehlen. Die SFU hat ein Programm „GuardMe“, in dem alle Studenten automatisch versichert sind (280$ pro Term). Man hat zwar die Möglichkeit, das Geld zurückzubekommen („Opt out“), wenn man bereits versichert ist, das ist aber so kompliziert, dass es de facto (wie bei mir) oft nicht klappt. Also würde ich einfach direkt die Versicherung von der Uni nutzen.
  • Unterkunft: Ich habe in den sog. „Townhouses“ auf dem Campus der Uni gewohnt, und das war wirklich gut. Die meisten Austauschstudierenden und auch viele Kanadier haben dort gewohnt und es ist eine sehr gute Wohnmöglichkeit mit eigenem Zimmer, Bad zu zweit, und großer Küche. Ich war wirklich positiv überrascht und habe mich dort sehr wohlgefühlt. Die Lage ist mitten auf dem Campus und alles ist somit fußläufig; die ganze Campuskultur in Kanada ist sehr vergleichbar mit dem, was man aus USA kennt (oder sich vorstellt), von Supermarkt über Fitnessstudio bis zu einer Post ist alles vorhanden.
  • Sonstige Kosten und Bankkonto: Insbesondere die Lehrbücher für die Uni sind wahnsinnig teuer und kosten pro Buch oft über 100$. Ich empfehle, diese in einer der „Textbook“ Gruppen auf Facebook zu kaufen und anschließend auch wieder zu verkaufen. Das funktioniert gut, wenn man sich früh drum kümmert. Nicht in den Bookstore gehen – da gibt es die schlechteren Angebote, auch beim Rückkauf. Wenn man länger als ein Term da ist, würde ich auch überlegen, ein kanadisches Konto zu eröffnen. Bei vielen Transaktionen, zB. beim Handyvertrag, kann man nicht mit internationalen Karten zahlen, was recht kompliziert war.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Erfahrungsbericht auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.