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Veröffentlicht am 09.06.2017

Immer anders, immer spannend, immer elektrisierend.

Prof. Dr. Thomas Klindt ist Partner im Münchner Office der Kanzlei Noerr und zugleich Fachanwalt für Verwaltungsrecht. Er ist auf Produkthaftungsrecht, die Auseinandersetzung mit in- und ausländischen Produktsicherheitsbehörden sowie die Abwicklung von nationalen und internationalen Produktrückrufen spezialisiert. Zudem ist Klindt Chair Emeritus der weltweiten Practice Group Product Liability and Product Safety des internationalen Kanzlei-Netzwerks LexMundi. Er lehrt europäisches Produkt- und Technikrecht an der Universität Bayreuth und ist u.a. Mitherausgeber der CCZ und der StoffR. Im Interview mit clavisto berichtet er über die Highlights und Herausforderungen seiner Tätigkeit.

Herr Klindt, seit wann sind Sie bei Noerr und warum haben Sie sich genau für diese Kanzlei entschieden?

Meinen Berufsanfang habe ich in der ostwestfälischen Kanzlei Brandi erlebt, von der aus ich dann vor über 10 Jahren zu Noerr abgeworben wurde. Noerr war mit meinem heutigen Partner Michael Molitoris schon damals eine Top-Adresse für das Produkthaftungsrecht, das ich um die öff.-rechtl. Produktsicherheitsseite abrunden wollte – und das hat ersichtlich bestens geklappt. Heute zählt Noerr in diesem Rechtsbereich zu den führenden Adressen Europas.

Skizzieren Sie uns doch bitte kurz die Schwerpunkte Ihrer Tätigkeit?

Oft machen wir richtiggehend rechtliches Krisen-Management: Die Mandaten stammen aus der Wirtschaft, sind erfolgreiche Hersteller von Markenprodukten im b2b- oder im b2c-Segment und aus heiterem Himmel stellt sich leider heraus, dass längst verkaufte Teile einen sicherheitskritischen Mangel aufweisen. Und dann geht es los: der Verdacht muss technisch en detail aufgeklärt werden, das Risiko muss rechtlich eingeschätzt werden und je nach Ausmaß heißt es dann, einen (meist internationalen) Produktrückruf vorzubereiten, zu gestalten und abzuwickeln. Viele betroffene Rechtsfragen lassen sich nur im Europarecht beantworten; und durch die bestehenden Meldepflichten haben wir dann oft mit 30, 40, 50 Behörden zwangsweise Kontakt; unser Rekord lag bei einem Rückruf in 85 Staaten mit über 60 notwendigen Amtsanzeigen. Das ist ganz schön tricky…

Ihr Team betreut bspw. Automotive-, DIY-, Fashion, Maschinenbau oder auch HealthCare-Unternehmen in jeglichen produktrechtlichen Krisenszenarien – von grenzüberschreitenden Produktrückrufen bis hin zur notwendigen Behördenkommunikation. Wie geht Ihr Team mit dieser Herausforderung um?

Bei uns muss man Lust haben, sich auch in das technische Design von Produkten reinzufuchsen, um den Fehlerablauf wirklich zu verstehen. So sieht es auch in unseren Anwaltszimmern aus: da stehen Spielzeuge, auseinandergenommene Skateboards oder Spielzeuglampen: Was schon wir technisch nicht kapieren, können wir unmöglich seriös an die internationale Behördenszene kommunizieren! Eine weitere Herausforderung ist das spezielle EU-Produktsicherheitsrecht, mit dem wir uns täglich befassen. Viele Vorschriften kennen weder Kommentierungen noch Gerichtsurteile, allenfalls ein Erläuterungspapier der Kommission. Da heißt es dann wirklich, mit juristischer Ausbildung und klugem Köpfchen eine möglichst bestechende Logik aufzubauen…

Sie befassen sich im Bereich Compliance mit Product Compliance, Compliance Management, Post-Compliance-Litigation und Risikoprävention. Durch „Dieselgate“ derzeit ein sehr prominentes Aufgabengebiet. Auch besonders spannend?

Sie haben Recht: das Thema ist mit Urgewalt in den Lichtkegel z.B. auch der Wirtschaftspresse gespült worden; es war aber eigentlich immer da. Nur wird jetzt einer größeren Allgemeinheit bekannt, welch kaufmännisch, rechtlich und technisch desaströse Konsequenzen drohen, falls technikrechtliche Regulierungen inhouse ignoriert wird. Und ehrlich gesagt wird es auch im Bereich Internet of Things, Industrie 4.0, SmartHome etc. so sein, dass wieder diverse CE-Vorschriften eine Rolle spielen, die in den quirligen Entwicklungsabteilungen womöglich gerne übersehen werden – es bleibt also auch zukünftig spannend.

Sie sind bereits seit vielen Jahren in diesem Bereich tätig. Gab es je Langeweile oder Routine in Ihrem Job?

Dann wäre ich ja in diesem Bereich nicht mehr… Nein, ernsthaft: es ist ein bisschen wie eine chirurgische OP am offenen Gehirn. Immer anders, immer spannend, immer elektrisierend, auch immer delikat und verantwortungsreich. Oft sieht man erst nach Entfernung der Schale, welches Problem sich wirklich darunter verbirgt!

Was unterscheidet die Tätigkeit in Ihrem Bereich am stärksten von der Ihrer Kollegen in anderen Praxisgruppen?

Unser Gegenüber inhouse ist oft nicht der Rechtsabteilungsleiter, sondern ein Techniker im Management, z.B. der Head of QS, der Technikvorstand, der Einkaufsgeschäftsführer. Die Technik führt in die Krise rein – und auch wieder raus; der Jurist muss den Vorgang orchestrieren. Die inhouse-Juristen mandatieren uns also oft zwar der Form nach, sind aber in diesem Bereich kaum kampagnefähig. Ja, es ist eine Nische, aber eine ungeheuer wuchtige Nische, wenn es für die Mandaten zum pathologischen Produktfall kommt.
Ganz nebenbei lehren Sie „Europäisches Technik- und Produktrecht“ an der Universität Bayreuth, sind Mit-Herausgeber verschiedener Fachzeitschriften, publizieren regelmäßig zu Fragen der Compliance und vieles mehr.

Hand auf’s Herz: Wie viel Zeit bleibt da noch für Familie und Freizeit?

Bei 5 Kindern muss da Zeit intelligent herbeigeschafft werden. Ich versuche, meine Arbeit und meine ständige Erreichbarkeit für Mandanten über eine Mischung aus iPad-Nutzung, HomeOffice, starker Selbständigkeit all meiner Team-Mitglieder und routinierter Erfahrung zu gestalten. Wenn Sie mit Lust und der Bereitschaft zu Innovationen, Partner einer internationalen Wirtschaftskanzlei sein wollen, muss Ihnen aber mehr als klar sein, dass das Leidenschaft, zeitliches Committment und starke berufliche Durchmaserung Ihres privaten Lebens bedeutet. Das kann indes entgegen allen Unkenrufen sehr befriedigend, ja geradezu beflügelnd sein.

Welche Kompetenzen sollte ein Anwalt unbedingt mitbringen, der in Ihrem Team arbeiten möchte?

Ich brauche Menschen mit technischer Tüftelei-Lust, mit präzisem, ja chirurgischem Denken, mit einer europarechtlich geprägten Sicht auf nationales Recht und mit dem Wunsch, auf der oft schillernden Schnittstelle zwischen Zivilrecht, Verwaltungsrecht und Strafrecht zu arbeiten. Und ich akzeptiere nur echte Team-Player; zickige Stutenbissigkeit, Konkurrenzdenken im Team oder fehlende Freude am Erfolg der anderen wäre für mich eine Enttäuschung und ein Trennungsgrund.

Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit Noerr?

Echte Partnerschaftlichkeit auf Equity-Ebene + hohe Innovationsförderung + glaubwürdige Aufstiegschancen aller Bereiche einer Full-Service-Wirtschaftskanzlei

Herr Klindt, besten Dank für das Gespräch!

Übrigens: Herr Klindt sucht zur Zeit wieder Verstärkung für sein Team. Alle Infos findest Du hier.