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Veröffentlicht am 17.05.2017

Γεια σας στην Ελλάδα – Willkommen in Griechenland

Griechenland – sofort denkt man an weiße Strände, viel Sonne, gutes Essen und ausgelassene Menschen. Aber denkt man auch ans Studieren? In einem Land, das durch Wirtschafts- und Finanzkrise sowie politische Instabilitäten nicht gerade gut dasteht? Ja, das sollte man, so viel möchte David schon vorab sagen. clavisto-Talent David Schenks Erfahrungen in diesem Land sind zwar quasi unbeschreiblich, dennoch ist dies ein Versuch, sein ERASMUS-Studium an der Nationalen und Kapodistrian Universität in der Hauptstadt Athen im Geburtsland der Demokratie für euch zu beschreiben. Also lest selbst:

Im September 2015 stand ich also am Hamburger Flughafen, bereit für den Abflug und nicht wissend, was mich erwartete. Schließlich war ich noch nie in Griechenland. Ich habe das Land gewählt, da ich eine Kultur gesucht habe, die den größten Unterschied zum „deutschen“ Leben aufwies. Da dies – zumindest in meiner Vorstellung – auf Griechenland zutraf, stand ich irgendwann dann nach 3 Stunden Flug und 1,5 Stunden Fahrt in die Innenstadt von Athen in meiner neuen WG für 2 Semester. Ich habe das Zimmer zuvor online auf Facebook gefunden, die Vernetzung ist dort sehr gut. Ich habe in meiner ersten WG zusammen mit zwei Deutschen, einer Italienerin und einem Franzosen gewohnt. In meiner zweiten WG (ich bin nach gut fünf Monaten einmal umgezogen) lebte ich mit vier Franzosen zusammen, mein eigenes kleines Frankreich inmitten Athens.

Ich habe in Exarchia (Εξάρχεια) gewohnt. Das sog. „Anarchisten“-Viertel ist wie ein kleiner Kiez. Hier treffen sich viele Alternative und es gibt unzählige Kneipen und Tavernen mit sehr guten Preisen. Viele Studierende findet man am Exarchia-Square, dem Mittelpunkt des Viertels. Es mag vielleicht ein wenig chaotisch und dreckig erscheinen, die Gegend hat aber ihren eigenen Charme. Viele Athener sagen, dass es ein gefährliches Viertel sei, ich habe das aber nicht so empfunden. Natürlich gibt es auch nicht so schöne Ecken, die Leute sind aber immer entspannt und hilfsbereit gewesen und ich habe mich nie unsicher gefühlt. In jeder größeren Stadt trifft man auf solche „unsichere“ Gegenden.

Irgendwann war der Tag gekommen, auf den man gewartet hat oder man zumindest erwarten durfte, dass man darauf wartet. Schließlich ist man für das Studium überhaupt nach Athen gekommen: der Tag der Einschreibung. In Erfahrungsberichten habe ich gelesen, dass es ein kleiner organisatorischer Aufwand sein wird, sich einzuschreiben. Dem war auch so: 3 Anlaufstellen an 5 Tagen, 8 (!) Passfotos und viel Wartezeit und endlich war man auch offiziell angekommen. Mich hat der Aufwand doch überrascht, bedenkt man, dass in Deutschland oft eine einfache elektronische Registrierung/Einschreibung ausreichend ist.

Wenn man sich mit seinen Kommilitonen unterhält, kommt schnell die Vorstellung auf, dass ein ERASMUS-Studium sehr einfach sei und dass man nicht so viel zu tun habe. Das kann man nachvollziehen, wenn man hört, dass Kommilitonen anderer Fachrichtungen nur einmal zur Uni mussten und ansonsten nur zwei Essays schrieben. An der juristischen Fakultät war das etwas anders: Die Strukturen waren relativ stark und die Professoren und das Sekretariat achteten sehr auf einen ausgewogenen Lehrplan. Es herrschte sogar teilweise Anwesenheitspflicht. Der Arbeitsaufwand hat sich aber aufgrund der wenigen ECTS, die ich erhalten musste, in Grenzen gehalten. Darüber hinaus waren die Professoren durchaus Noten-freundlich und es war recht einfach, auf seine Credits zu kommen. Das Studium in Kiel ist sicherlich anspruchsvoller, allerdings ist es in Athen schon vorgekommen, dass Kommilitonen durchgefallen sind. Das ist aber eher die Ausnahme.
Die juristische Fakultät befindet sich direkt im Zentrum in der Nähe des Hauptgebäudes der Universität. In der Nähe der Fakultät ist auch die Downtown-Mensa, in der man als Student umsonst essen kann (und das Essen war durchaus gut). Es kam immer mal wieder zu Ausfällen aufgrund von Streiks oder anderer Gegebenheiten. Das wurde aber in der Regel immer kurzfristig vom Sekretariat auch mitgeteilt. Ein W-Lan-Netz war zwar eingerichtet, allerdings war es fast unmöglich, sich dort einzuloggen bzw. ein stabiles Netz zu bekommen.

Neben vielen spannenden Kursen zum Internationalen Recht (mein bisheriges favorisiertes Rechtsgebiet) habe ich einen Sprachkurs besucht, allerdings etwas abseits von der Innenstadt am Stadtrand im Hauptcampus. Die Kurse waren hilfreich, um die gängigsten Phrasen zu erlernen, allerdings ist die Sprache nicht gerade einfach und kaum von anderen bekannten Sprachen abzuleiten. Da man in Athen meist auch nur mit internationalen Studierenden zu tun hatte, konnte man nur selten sein erlerntes Wissen mit Einheimischen vertiefen.

Man kann sich vorstellen, dass die Freizeitmöglichkeiten in einer so großen Stadt und dann auch noch in Griechenland unbegrenzt sind. Athen liegt direkt am Meer. Zwar brauchte man gut eine Stunde aus der Innenstadt an den Strand, allerdings lohnte sich der Sprung ins kühle Nass immer. Griechenland hat viele tolle Strände zu bieten. Um aus Athen rauszukommen, lohnten sich daher oft Roadtrips an die Strände. Autos konnten ganz einfach bei vielen Anbietern sehr günstig angemietet werden. Ein Auto lohnt sich auf jeden Fall für einen Trip auf die Halbinsel Pelopones (Πελοπόννησος), mein Lieblingsziel in Griechenland und nah an Athen dran.

Athen und grundsätzlich Griechenland hat eine Jahrhunderte alte Tradition. Viele Ruinen und kulturelle Stätten sind rund um Athen verteilt. Das Tolle an der Sache: Als Student bin ich immer kostenlos reingekommen. Die studentische Initiative European Students Network (ESN) ist eine Organisation, die in diesem Zusammenhang lokal Ausflüge und Veranstaltungen für ERASMUS-Studierende organisiert hat. In Athen war die Organisation sehr stark aufgestellt. Die Freiwilligen arbeiteten ehrenamtlich, was die Ausflüge sehr günstig machte. Ich habe zum Beispiel einen Ausflug nach Meteora (Μετέωρα) gemacht (einer super Felsformation im Norden Griechenlands): 3 Tage, 2 Übernachtungen, Bustransfer und ein paar Städte besuchen kostete lediglich 55 EUR. Aber: Die Organisation hat manchmal zu wünschen übrig gelassen, es kam zu langen Wartezeiten und die meisten Studierenden waren nicht pünktlich. Darüber hinaus gab es jede Woche mind. 2 Veranstaltungen in Athen, von Karaoke-Party über Motto-Parties hin zu griechischen Abenden in Restaurants mit reichlich Ouzo. Aber auch viele WG-Parties, bei denen einige Studierende zu treffen waren, gab es fast täglich, die ERASMUS-„Gemeinde“ hat man so sehr schnell kennengelernt.

Auch sozial konnte man sich engagieren, insbesondere in Exarchia. Dort gab es einige besetzte Häuser. Diese waren sowohl für Obdachlose als auch Flüchtlinge offen. Die Flüchtlingsproblematik in Athen ist besonders groß, viele mussten und müssen immer noch ein unmenschliches Leben leben. Ich selbst habe mit Kommilitonen zusammen Essen vorbereitet und es den Kindern, Frauen und Männern auf den offenen Plätzen vorbeigebracht. Die meiste Hilfsbereitschaft ging von den Menschen selbst aus, nicht von der Politik.
Die Griechen sind ein sehr geselliges und fröhlich-freundliches Völkchen. Die liebsten Freizeitbeschäftigungen sind Backgammon spielen und im Café den Tag passieren lassen. Ich habe mich sehr gerne dazu gesetzt, einen Kaffee getrunken und über Politik geredet. Die Griechen sind sehr offen und überhaupt nicht negativ gegenüber Deutschen eingestellt. Dieses Vorurteil hat sich nämlich die letzten Jahre aufgrund der Finanzlage des Landes genährt und ist völlig fehlgeleitet.

Ich wurde oft gefragt, ob ich mich denn als Deutscher überhaupt trauen sollte, in dieses wunderschöne Land zu fahren. Wieso denn nicht? Ich bin es nicht, der ihnen eine fremde Finanzpolitik auferlegt hat. Gerade deswegen sollte man nach Griechenland gehen, um den kulturellen Austausch und das Verständnis zu fördern. Das Tolle daran: Man kurbelt mit seinem Geld die griechische Wirtschaft an. Das ist auch in kleinsten Beträgen bitter nötig, schaut man sich die soziale Lage an. Gefährlich wird es dadurch aber überhaupt nicht, so sind die Griechen einfach nicht. Auch wenn sie wenig haben sollten, würden sie einen Fremden einfach mal zu einem Familienfest einladen. Es gab und gibt des Öfteren Streiks, die die gesamte Stadt (Nahverkehr usw.) lahmlegen. Demos fanden in der Regel am Syntagma-Square statt (dort, wo das Parlament ist) und in Exarchia. Verübeln konnte ich das überhaupt nicht und wenn man etwas Wichtiges zu erledigen hatte, fanden sich immer Wege. So lange man es so wie die Griechen handhabt, wird stets alles gut: entspannt und immer mit einem Lächeln im Gesicht der Welt begegnen.

Griechenland ist das Land der Tavernen. Zu unterscheiden sind die Mezzerien (μεζές), die kleine Snacks anbieten, und die größeren Tavernen. Grundsätzlich war essen gehen sehr günstig, auch in Athen. Aber auch hier galt: je touristischer und je „fanciger“ das Ganze wurde, umso teurer. Daher haben wir oft in Exarchia oder in Psirri (Ψυρή) gegessen und das traditionelle griechische Essen genossen. Auf den Inseln wurde es auch mal günstiger. Eine Gyros-Pita an den Schnell-Imbissen kriegte man schon für 2 EUR. Allerdings ist griechisches Essen sehr fleisch-lastig. Die meisten Hauptgerichte werden mit Fleisch serviert. Vegetarische Alternativen gibt es viele (insbesondere die wunderbaren Salate), aber für Vegetarier konnte es schon mal schwer werden, was zu finden. Apropos Inseln: Das Reisen rund um Athen war sehr günstig! Die meisten Fähranbieter führten Studentenrabatte. Man bekam Tickets schon für die Hälfte des regulären Preises (allerdings nur mit dem griechischen Studentenausweis). Dadurch, dass Athen auch ein großes Drehkreuz von Ryanair ist, konnte man inner-und außer-griechisch sehr günstig reisen. Mich selbst hat es mit dem Flugzeug nach Thessaloniki (Θεσσαλονίκη) und Santorini (Σαντορίνη) in Griechenland verschlagen sowie nach Rom und Istanbul.

Um es kurz zu fassen: Ich bereue es auf gar keinen Fall, in Athen bzw. Griechenland gewesen zu sein. Die Griechen sind ein sehr fröhliches und gastfreundliches Volk und man fühlt sich überall zu Hause. Athen ist eine lebendige Stadt, welche zwar hektisch und laut aber dennoch einladend und ständig dynamisch ist. Die Universität ist gut und ein Auslandsjahr bringt – auch wenn nicht für das heimische juristische Curriculum notwendig – einen persönlich sehr viel weiter als man denkt. Ein Auslandsjahr insbesondere für Juristen wird zwar immer als nicht zielführend erachtet, aber die Möglichkeit neue Leute kennenzulernen und andere Kulturen zu erfahren, kann einem keiner nehmen und sieht durchaus auch im Lebenslauf gut aus. Daher mein Rat: Traut euch und geht nach Griechenland. Es lohnt sich!

P.S. Bitte schreibt mir eine Mail (david.schenk@posteo.de), wenn ihr noch Fragen habt oder noch mehr Infos wünscht. Ich freue mich, wenn sich einige von euch für Griechenland und Athen begeistern lassen können.