Veröffentlicht am 03.11.2023
Jura studieren im Ausland: Internationale Dozent*innen, atemberaubende Natur und viele neue Erfahrungen im norwegischen Bergen

Organisatorisches
Die Organisation des Auslandssemesters lief zunächst über das Zentrum für Internationale Beziehungen der Universität zu Köln. Darüber wurde mir der Kontakt zur Universität in Bergen vermittelt. Die dortige Universität ist sowohl hinsichtlich aller Aufenthalts- und Studienbedingungen als auch hinsichtlich der Organisation von Unterkünften sehr gut organisiert. Es wird sofort deutlich, wie stark international ausgerichtet die Universität in dieser vergleichbar kleinen Stadt ist.
Ich habe – wie fast alle Erasmusstudenten – in einem Studentenwohnheim gelebt. Ein Platz in einem Wohnheim wird jedem Studierenden in der Regel garantiert. Neben einem norwegischen Mitbewohner habe ich dort überwiegend internationale Freundschaften schließen können. Die Studentenwohnheime sind gut ausgestattet und gut an die öffentlichen Verkehrsmittel angeschlossen.
Studium
Die Universität bietet eine große Auswahl von Kursen im internationalen Recht auf Englisch an. Diese werden sowohl von den internationalen Studierenden als auch von den norwegischen Studierenden besucht. Die Universität ist super modern, toll ausgestattet und liegt noch dazu wunderschön mit Blick über den Hafen. Schon seit Jahren werden Klausuren dort an Laptops geschrieben. In der Regel finden die Kurse in der Form von Blockseminaren statt, sodass sich das Semester auf verschiedene Vorlesungs-Blöcke und verschieden Selbststudiums-Blöcke aufteilt. Teilweise wurde neben Klausuren eine Seminararbeit geschrieben. Die Universität legt tatsächlich großen Wert auf einen möglichst internationalen Austausch. Die Dozenten kamen für die Vorlesungs-Blöcke aus verschiedenen Ländern. So wurde ein Kurs von einem Richter des IStGH gehalten, ein anderer Kurs von einer Professorin aus Australien und ein anderer Professor lehrte sonst an einer Universität in Italien.
Kosten
Das Leben in Norwegen ist deutlich teurer als in Deutschland. Das merkt man insbesondere bei Restaurantbesuchen und dem Alkohol. Dafür ist die Miete der Studentenwohnheime im Verhältnis preiswert und liegt deutlich unterhalb einer in einer deutschen Großstadt üblichen Miete. Man sollte jedoch monatlich inkl. kleinerer Ausflüge etc. um die 1000€ einplanen. In Norwegen wird in der Regel überall bargeldlos gezahlt.
Freizeit
Von der Universität wurde von den norwegi-schen Studierenden zu Beginn des Semesters eine Einführungswoche organisiert. Auch wenn den NorwegerInnen eine zurückhaltende Art nachgesagt wird, kann ich nur betonen, dass NorwegerInnen stets offen und hilfsbereit sind. Die Norweger lieben ihr Land und sind stolz auf die wunderschöne Natur. Egal mit Menschen welcher Altersklasse man ins Gespräch kommt: Alle sprechen fließend Englisch. Daher sind meine Sprachkenntnisse aus dem Sprachkurs, den man über die Universität kostenlos besuchen kann, eher kaum zum Einsatz gekommen. Bei den Bergenern ist es nicht unüblich sich statt auf einen Kaffee zu einer kleinen Wanderung auf einen der „City-Berge“ zu treffen. Darüber hinaus lassen sich Kontakte neben Partys gut beim Sport knüpfen. Es gibt verschiedene Sport- und Freizeitangebote sowie Ausflugsangebote die von verschiedenen Organisationen für Studierende organisiert werden.
Von Bergen aus lassen sich wunderbar Tages- und Wochenendausflüge machen. Ein Auto ist dabei aber durchaus von Vorteil. Die Natur ist faszinierend und es gibt unzählige Wanderrouten, die es zu erkunden gibt. Ich kenne niemanden, der dort nicht auf den Geschmack fürs Wandern gekommen ist. Eine Nacht in einer abgelegenen „Cabin“ ohne fließendes Wasser, zu der man nur über eine mehrstündige Wanderung, ohne auch nur einer anderen Menschenseele zu begegnen, gelangt, zählt für mich im Nachhinein wohl zu den prägendsten Erinnerungen in der Natur. Vor jeder Wanderung sollte man sich jedoch ausreichend über die Wanderroute informieren. Die Routen sind teils sehr abgelegen, sperrig beschildert und ohne Handynetz.
Fazit
Mein Auslandsaufenthalt bleibt mir bis heute in wundervoller Erinnerung. Ich würde die Entscheidung jederzeit wieder treffen und habe bis heute andauernde Freundschaften schließen können. Die Zeit war für mich die optimale Mischung aus neuen Erfahrungen, tollen Menschen, atemberaubender Natur und spannenden Einblicken in verschiedene Bereiche des internationalen Rechts, die ich an meiner heimischen Universität wohl nicht bekommen hätte. Ein letzter Tipp: Regenjacke einpacken!
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Erfahrungsbericht auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.