Veröffentlicht am 13.07.2023
Im Ausland Jura studieren: Newcastle, eine lebendige Studentenstadt mit typisch englischem Charme

Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Vorbereitung auf das Erasmussemester lief weitestgehend ohne Probleme. Nach Nominierung durch die Humboldt-Universität hat sich die Northumbria University bzw. deren Erasmusbüro direkt mit mir in Verbindung gesetzt. Die Kommunikation lief immer glatt und ich konnte stets mit einer zeitnahen und hilfreichen Rückmeldung rechnen. Die Immatrikulation, Kurswahl etc. läuft online und ist somit unproblematisch auch aus Berlin zu regeln.
Anreisemöglichkeiten zum Studienort
Newcastle ist von Berlin gut zu erreichen. Ich persönlich bin nach London geflogen und habe dann einen Zug genommen. Der Flug dauerte ca. 2 Stunden und die Zugfahrt nochmal ungefähr 2,5 Stunden. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit den Bus von London nach Newcastle zu nehmen, was etwas günstiger ist. Aus manchen deutschen Städten gibt es außerdem Direktflüge nach Newcastle. Vom Flughafen in Newcastle ist es dann sehr leicht in die Stadt zu kommen. Mit der Metro dauert das etwa 25 Minuten.
Vorstellung der Gastuniversität
Die Northumbria University liegt nah am Zentrum der Stadt und hat trotzdem einen separaten Campus. Die Jura-Fakultät ist über eine Brücke zu erreichen und etwa 3-5 Minuten vom „Hauptcampus“ entfernt. In der Woche vor Semesterbeginn findet eine Einführungswoche statt, in der die Uni mit ihren ganzen Angeboten in verschiedenen Veranstaltungen vorgestellt wird. Es bietet sich die Möglichkeit in dieser Woche nicht nur die Universität und ihre Kurse, sondern auch die anderen Studierenden kennenzulernen. Bei Fragen gibt es direkt vor Ort eine Anlaufstelle, die sich speziell nur um Anliegen der Studierenden kümmert. Diese ist auch telefonisch erreichbar.
Beurteilung der Lehrveranstaltung und Lernbedingungen
Es werden zahlreiche unterschiedliche Kurse angeboten, die auf der Internetseite näher erklärt werden. Für mich als Erasmusstudierender wurde dieses Angebot etwas eingegrenzt. Mir standen 4 „Law-Sets“ zur Auswahl, die aus jeweils 3 Kursen bestanden. Bei Bestehen erhält man für diese Kurse 30 ECTS. Die Kurse waren relativ klein und wurden von ungefähr 30 Studierenden besucht. Ich habe das als sehr angenehm wahrgenommen, da man so eher in die Interaktion mit den Profs kommt. Die Kurse unterscheiden sich teilweise hinsichtlich der Evaluation. Für zwei meiner Kurse zählte die Klausur am Ende des Semesters 100%. Für einen anderen Kurs musste ich am Ende des Semesters einen Aufsatz abgeben. Es gibt im Laufe des Semesters ein „formative assessment“, das auf die Klausur vorbereiten soll. Es wurde erwartet, bei den Vorlesungen (pro Kurs 2 Stunden in der Woche) anwesend zu sein. Teilweise wurden die Kurse außerdem aber auch aufgezeichnet und konnten so für die Nachbereitung nochmals angehört werden. Jede zweite Woche fanden Arbeitsgemeinschaften statt, für die normalerweise ein Fall oder Aufsatz vorbereitet werden musste. Darüber hinaus bietet die Uni für Erasmus-Studierende einen Sprachkurs an, der vor allem das akademische Lesen und Schreiben fördern soll.
Die Jura-Fakultät ist ein sehr modernes Gebäude mit sehr guter Ausstattung. Generell bietet die Fakultät eine angenehme Lernatmosphäre. Auf dem Campus gibt es neben der Bibliothek auch noch weitere Lernstätten, die zum Teil sogar 24/7 geöffnet sind und so das Lernen eines jeden Studierenden optimieren.
Sprachvoraussetzungen und Sprachkompetenzen
Alle Vorlesungen finden auf Englisch statt. Dementsprechend ist es wichtig, dass man ein ordentliches Sprachniveau mitbringt. Dies vereinfacht die Mitarbeit und generell das Folgen der Lehrveranstaltungen enorm. Ich bin mit C2-Sprachniveau angereist und hatte somit keine Probleme. Ein B2-Niveau sollte aber grundsätzlich ausreichen, um die Uni absolvieren zu können. Auch wenn ich den Sprachtest nicht nochmal machen musste/konnte, habe ich definitiv den Eindruck mich sprachlich verbessert zu haben. Dies liegt vor allem daran, dass viele akademische Texte zu lesen waren, die mein Vokabular um einiges verbessert haben.
Wohnmöglichkeiten und Empfehlungen
In Newcastle selbst gibt es etliche Studentenwohnheime, sowohl privat als auch von der Universität selbst. Die Uni bietet jedem Studierenden einen Platz im Wohnheim. Die Wohnungssuche ist somit sehr einfach. Es gilt lediglich die Fristen zu beachten. Ich habe in einer Unterkunft gewohnt, die direkt an den Campus angeschlossen war. Dies war für mich perfekt, da ich so einerseits in unmittelbarer Uninähe gelebt habe, aber auch direkt im Zentrum der Stadt. Ich konnte so alles fußläufig erreichen.
Finanzierung und zu berücksichtigende monatliche Ausgaben
Das Leben in Newcastle ist nicht übermäßig teuer, wenn man ein bisschen auf die eigenen Ausgaben achtet. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Pfund stärker ist als der Euro und so umgerechnet mehr Kosten anfallen, als vielleicht zunächst gedacht. 1000 Euro sind ein guter Richtwert für die monatlichen Kosten in Newcastle einschließlich der Unterkunft.
Freizeit
Newcastle ist eine lebendige Studentenstadt, die den typisch englischen Charme trotzdem nicht vermissen lässt. Die Stadt bietet sehr viele Freizeitaktivitäten und die unterschiedlichen Stadtteile jeweils eine etwas andere Atmosphäre. Die Uni hat außerdem viele Freizeitangebote. Es gibt für so ziemliche jede Sportart eine Sportmannschaft und darüber hinaus sind immer wieder Aktionen auf dem Campus oder dem auf dem Campus liegenden Pub geplant. Newcastle ist außerdem nicht allzu weit von vielen anderen Städten entfernt, die es sich lohnt für einen Wochenendausflug zu besuchen.
Allgemeines Fazit
Insgesamt habe ich das Semester in Newcastle als sehr bereichernd wahrgenommen. Die Art des Lernens unterscheidet sich durchaus von der, die ich aus Deutschland gewohnt war. Vor allem akademisch einer Sprache zu begegnen, hat mir sehr geholfen meine Sprachkenntnisse weiter zu verbessern. Darüber hinaus durfte ich eine für mich gänzlich neue Kultur kennenlernen. Vor allem aber die Leute, die ich kennenlernen durfte, haben mich enorm bereichert. An der Northumbria University waren Studierende aus der ganzen Welt, was den Unialltag unglaublich vielfältig gestaltet hat. Jeder Person, der sich die Möglichkeit bietet, ein oder zwei Semester in Newcastle zu studieren, würde ich es empfehlen.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Erfahrungsbericht auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
