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Veröffentlicht am 21.11.2023

Im Ausland Jura studieren: Ein Studium, zwei Abschlüsse und zahlreiche Einblicke in die französischen Rechtswissenschaften

clavisto-Talent Maren Rimbach hat sich nicht für das klassische Studium der Rechtswissenschaften an einer deutschen Universität entschieden, sondern für den Studiengang "deutsch-französische Rechtswissenschaften" an der Universität zu Köln und der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne. Entsprechend hat Sie den "Bachelor of Laws (LL.B.)" in Deutschland und die "Maitrîse en droit" in Frankreich erworben. Mehr über das spannende Studium, den Alltag an der Sorbonne und das Leben in Paris erfährst Du in ihrem Beitrag.

Deutsch-französische Studiengänge

Anfang Januar dieses Jahres wurde das 60-jährige Jubiläum des Elysée-Vertrags zwischen Deutschland und Frankreich mit einem Festakt in Paris gefeiert. Ein Beispiel für gelebten deutsch-französischen Austausch sind die zahlreichen binationalen Studiengänge zwischen den zwei Ländern, von denen es laut der deutsch-französischen Hochschule (DFH) weit über 100 gibt. Bei diesen verbringen die Studierenden sowohl Semester in Deutschland als auch in Frankreich und erhalten am Ende des Studiums einen Universitätsabschluss beider Länder.

Dazu gehört auch der Studiengang „deutsch-französische Rechtswissenschaften“, den ich in den Jahren 2014 – 2018 an der Universität zu Köln und der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne studieren durfte. Das Programm, das schon seit mehr als 30 Jahren besteht, zeichnet sich dadurch aus, dass eine Gruppe von deutsch-französischen Studierenden zunächst zwei Jahre in Köln das deutsche juristische Grundstudium absolviert und sodann zwei Jahre in Paris an der Université Paris 1 französisches Recht studiert. Nach erfolgreichem Abschluss der vier Jahre erhält man von der Universität zu Köln den Bachelor of Laws (LL.B.), von der Université Paris 1 Panthéo- Sorbonne die Maitrîse en droit und hat danach zahlreiche Möglichkeiten, sein Studium fortzusetzen – ob in Deutschland mit der Vorbereitung auf das 1. Juristische Staatsexamen (wobei die in den vier Bachelorjahren erzielten Leistungen als universitärer Schwerpunkt gewertet werden), in Frankreich mit der Fortsetzung der Jura-Laufbahn durch einen Master 2 oder dem Eintritt in Anwalts-, Richter- und Verwaltungsschulen oder nicht zuletzt durch einen LL.M. im Ausland.

Nachdem ich im Jahr 2014 erfolgreich das Auswahlverfahren für den Studiengang durchlaufen und bis 2016 zwei Jahre in Köln studiert hatte, zog ich also im Sommer 2016 für zwei Jahre nach Paris und begann mitten im Quartier Latin, unweit vom Jardin du Luxembourg und dem Panthéon, das zweijährige Studium an der Sorbonne.

Der Alltag an der Sorbonne

Das Studienprogramm für Studierende des deutsch-französischen Studiengangs ist in Paris größtenteils vorgegeben. Da in zwei Jahren in Paris der Abschluss „Master 1“ erworben wird, der normalerweise in Frankreich erst nach 4 Jahren vergeben wird, ist das Studienpensum entsprechend gestrafft und intensiv. In den zwei Jahren belegte ich jedes Semester 3 Hauptfächer mit begleitenden Arbeitsgemeinschaften, den teils gefürchteten „travaux dirigés“; hinzu kamen nochmals 3 Nebenfächer.

Los ging es in Paris mit einem Einführungskurs für die Studierenden unseres Studiengangs, in welchem wir an die französische Methodik herangeführt wurden. Denn anders als im deutschen Jurastudium schreibt man in Frankreich kaum juristische Gutachten, sondern insbesondere sogenannte „dissertations“ und „commentaires d’arrêt“. Dabei geht es weniger um die praktische Rechtsanwendung im konkreten Einzelfall, sondern mehr um abstraktere Überlegungen: Bei einem „commentaire d’arrêt“ setzt man sich beispielsweise mit einem – typischerweise extrem kurz gefassten – Urteil der oberen Gerichtsbarkeiten auseinander und arbeitet aus den wenigen Zeilen heraus, was eigentlich die von dem Gericht zu beantwortende Frage in diesem Fall war und sodann, warum das Gericht diese Entscheidung getroffen hat, in welchem Kontext sie zu sehen ist, welche Auswirkungen sie zukünftig haben wird. Gelehrt wird also eine andere Blickweise auf das Recht, die vielleicht etwas mehr zum Nachdenken anstößt, als dass im deutschen System der Fall ist. Gleichzeitig muss man aber, vor allem für die Klausuren am Ende des Semesters und insbesondere in den Nebenfächern, in denen Klausuren oft einfach nur aus reinem Abfragen bestehen, auch einfach sehr viel auswendig lernen – dort besteht die Schwierigkeit dann eher darin, sich die gesamte Stoffmenge merken zu können.

Auch der Vorlesungsstil ist in Frankreich ein anderer als in Deutschland. „Vorlesung“ wird hier zumeist noch wörtlich genommen und als Studierender schreibt man am Laptop Wort für Wort mit, was der Dozent vorne in der Regel lehrt. Fragen der Studierenden und Interaktion mit dem Professor sind eher die Seltenheit. In den zu den Vorlesungen parallel geführten Arbeitsgemeinschaften, den „travaux dirigés“, muss man sich, je nach TD-Leiter, auf wöchentliche Tests oder mündliche Abfragen einstellen, jedenfalls auf ein großes wöchentliches Arbeitspensum. Aber auch hier gilt es, die ersten Wochen zu überstehen und sich nicht entmutigen zu lassen – denn schon bald versteht man das System immer mehr und wird sich bewusst, welche Aufgaben sinnvoll zu machen sind und was man weglassen kann.

Wohnen und Leben in Paris

Machbar sollte es auch deshalb sein, weil Paris neben dem Studium viel Ablenkung bietet, die man sich dort nicht entgehen lassen möchte. Das Angebot an Kultur und Gastronomie ist überwältigend. Unter 26 Jahren hat man meist kostenlosen Eintritt in die Museen und kann so endlos viel Zeit damit verbringen, durch den Louvre oder das Musée d’Orsay zu schlendern, oder auch andere kleinere Museen (wie das Musée Carnavalet zur Geschichte von Paris im Marais) zu entdecken. Kinobesuche sind günstig, auch für das Theater (etwa die renommierte Comédie francaise) oder die Oper kann man Tickets für wenige Euro bekommen, wenn man am Tag der Vorstellung für Restkarten ansteht. Im Sommer sitzt man mit Wein, Baguette und Käse bis spät an der Seine, selbst im Winter trinkt man oft eine „pinte“ Bier oder einen Kaffee auf den Terrassen der Bars. Spazieren gehen geht in Paris sowieso immer und seitdem das Netz der Fahrradwege immer weiter ausgebaut wurde, kann man auch sehr gut mit dem Fahrrad (etwa den „vélibs“, den Leihfahrrädern) von A nach B kommen.

Von Paris aus kann man außerdem in kürzester Zeit mit dem Zug andere Regionen des Landes entdecken und Städte erkunden – Bordeaux, Lyon, Montpellier oder Strasbourg oder auch ein Ausflug in die Normandie oder in die Bretagne. Mit der „carte jeune“ der SNCF oder den Tickets von „oui-go“ geht das auch zu kleinen Preisen.

Das Wohnung finden in Paris birgt natürlich auch ein paar Hürden, die es zu überwinden gilt. Kleine „studios“ oder die „chambres de bonne“ findet man grundsätzlich in großer Menge, aber oft werden Bankbürgschaften oder andere Sicherheiten benötigt, die man sich erstmal in Frankreich beschaffen muss. Am besten ist es, sich über Facebookgruppen oder Kontakte der eigenen Universität mit Studierenden, die gerade vor Ort sind oder waren, auszutauschen, Tipps zu holen oder vielleicht sogar deren WG-Zimmer oder Wohnung zu übernehmen. Um Unterstützung bei den hohen Mieten zu haben, kann man auch Wohngeld bei der CAF beantragen. Man kann sich aber auch für einen Wohnheimsplatz in der großen „cité universitaire“ bewerben, einen großen Campus im Süden von Paris mit mehr als 40 Häusern und mehreren tausend Studierenden.

Sei es in Paris oder in einer anderen französischen Stadt – wer Frankreich kennenlernen und die so wichtige „amitié franco-allemande“ selbst leben möchte, dem sei ein Studium im Nachbarland nur empfohlen. Der Studiengang in Kooperation der Universitäten Köln und Paris 1 ist dafür besonders geeignet, weil man hier von Tag 1 an als deutsch-französische Gruppe gemeinsam durch die vier Jahre Studium geht, sehr gut betreut wird und am Ende nicht nur in zwei Rechtssystemen ausgebildet ist, sondern auch ein viel tieferes Verständnis für die Kultur des Nachbarlandes hat. Ähnliche Programme gibt es in Köln auch mit Universitäten in Florenz und Istanbul.

 

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Erfahrungsbericht auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.