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Veröffentlicht am 09.11.2017

Ein halbes Jahr dolce vita – Erasmus in Bologna

Ein Auslandssemester stellt eine wunderbare Möglichkeit dar, schon während des Studiums erste Auslandserfahrung zu sammeln, was sich nicht nur als „Eyecatcher“ auf dem Lebenslauf gut macht, sondern auch den Horizont erweitern und die eigene Persönlichkeitsentwicklung fördern kann. Im Folgenden berichtet clavisto-Talent Patrizia Pastula über Ihre Erfahrungen während Ihres Auslandssemesters im italienischen Bologna und hält einige praktische Hinweise und Ratschläge bereit.

Bevor es Ende Januar endlich für mich auf große Reise gehen konnte, galt es noch einige organisatorische Fragen zu klären. So musste ich:
– mir eine Kreditkarte ausstellen lassen um an allen Geldautomaten in Bologna Geld abheben zu können

– den Hinflug buchen,

-mich frühzeitig für den Italienischkurs im CILTA anmelden. Falls Ihr das auch machen wollt, empfehle ich

Euch gleich auf der Internetseite des CILTA zu schauen, wann die Anmeldefrist beginnt und Euch dann auch wirklich gleich anzumelden. Das Prozedere ist etwas kompliziert, aber es lohnt sich zu informieren, da die Kurse sehr beliebt und auch immer sehr schnell voll sind (<link www.cilta.unibo.it cilta corsiaula>www.cilta.unibo.it/CILTA/CorsiAula/Corsidiitalianoperstranieri.htm)

-und das Hostel vormerken, in dem ich mich für eine Woche zwecks Wohnungssuche einquartieren wollte (Ostello San Sisto, mit speziellem Erasmustarif, für alle die eine Woche bleiben (damals 90€/Woche); das Hostel liegt leider etwas außerhalb des Stadtzentrums und ist in 20 Min mit einem Bus erreichbar. Das hat mich aber eigentlich eher weniger gestört, insbesondere, da das Hostel fast ausschließlich aus Erasmusstudenten besteht und ich dort bereits Menschen kennengelernt habe, die mich noch während meines gesamten Erasmusaufenthalts begleiten sollten).

Für 5 Monate zu packen, in denen ich so ziemlich jede vorstellbare Wetterlage erwarten konnte – da es in Bologna locker auch einmal einen historischen Wintereinbruch geben kann, in dem es 2 Wochen lang durchgehend schneit,  im Juli aber auch schon um die 40 Grad erreicht werden – war dann eine etwas andere Herausforderung.  Am Flughafen von Bologna angekommen, kommt man sehr schnell und bequem mit dem Aerobus ins Stadtzentrum und zur Stazione Centrale, von wo aus Busse in so ziemlich alle Richtungen abfahren.

Unterbringung und Verpflegung:

Das Thema Wohnungssuche in Bologna ist eines, das in vielen Erasmusstudenten Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung aufkommen lässt und dem ein oder anderen die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Als ich in meinem Hostel in San Sisto ankam, wurden mir schon die ersten Schreckensgeschichten von Leuten erzählt, die keine Wohnung finden konnten und kurz vor der Rückreise standen. Angeblich wollten nur die wenigsten an Erasmusstudenten vermieten und wenn dann waren die Wohnungen zu teuer, zu weit außerhalb oder entsprachen nicht einmal Mindeststandards.

Meine persönlichen Erfahrungen bestätigen dieses Bild jedoch ganz und gar nicht. Ich habe nicht einen Anruf getätigt und laufend Wohnungen angeboten bekommen. Insbesondere im 2. Semester, wenn viele Erasmusstudenten abreisen, ist es empfehlenswert, sich einfach ein bisschen umzuhören und Leute kennen zu lernen. Ansonsten sollte man sich möglichst schnell eine italienische Handykarte besorgen, da die Freischaltung auch einen Tag dauert und dann im Internet (bspw. unter www.bakeca.it) und auf den zahlreichen Aushängen die in der Stadt verteilt hängen (insbesondere an der Wand in einer Seitenstraße von Via Zamboni) schauen und dann Besichtigungstermine ausmachen.

Durchschnittlich bezahlte man damals für ein Einzelzimmer im Zentrum 300-400€, wobei man sich auch nicht davor scheuen sollte, sich Wohnungen außerhalb des Stadtzentrums anzuschauen, da diese im Zweifel moderner sind und die Wege zum Univiertel ebenso lang oder kürzer sein können, wie von einigen Zonen innerhalb der historischen Stadtmauern („le mura“) aus. Ich habe meine Wohnung in der Facebookgruppe „Erasmus Bologna“  gefunden und 285 € für ein Einzelzimmer bezahlt, was für dortige Verhältnisse sehr günstig war. Ich wohnte mit anderen Erasmusstudenten zusammen in der Zona Santo Stefano, die meiner Meinung nach auch die schönste von Bologna ist. Eigentlich sind aber alle Zonen sehr wohnlich. Lediglich die Umgebung um den Bahnhof und die Via Stalingrado herum würde ich als eher industriell und weniger charmant bezeichnen. Verpflegen kann man sich in Bologna sehr gut. Insbesondere wenn man Pizza und Pasta mag, kommt man günstig weg und auch der Wein ist nicht zu verkennen …

Kosten/Ausgaben pro Monat:

Norditalien ist leider kein ganz günstiges Pflaster, insbesondere zu Anfang passiert es leicht, dass man zu viel ausgibt. Discounter-Supermärkte, wie bei uns, gibt es in Bologna eigentlich nicht (lediglich Lidl in der Via Stalingrado). Kosmetikartikel sind auch teurer, aber feiern gehen und reisen kann man sehr preiswert, indem man sich bei den beiden Erasmusorganisationen ESN und ESEG anmeldet. Die Ausstellung der Ausweise kostete jeweils 5€, dafür bekommt man aber jeden Menge Rabatte, Angebote für unschlagbar günstige Reisen durch ganz Italien und lernt natürlich viele andere Erasmusstudenten kennen. Zudem ist Bologna auch Verkehrsknotenpunkt und man kann gut und günstig individuell mit dem Zug in alle Städte Italiens fahren (vor allem mit dem Treno Regionale – die günstigsten Angebote werden im Internet meist erst angezeigt, wenn man auf „visualizza tutte le soluzioni“ klickt). Ich habe letztlich alles inklusive durchschnittlich 800€ im Monat ausgegeben, man kann aber sicherlich auch sparsamer leben.

Studium:
Die Universität in Bologna ist natürlich auch ein wichtiges Thema. Die berühmte altehrwürdige juristische Fakultät liegt eigentlich zentral in der Via Zamboni 33, viele Vorlesungen werden aber auch in den neueren Sälen in der Via Belmeloro (in ca 5 Min Entfernung) gehalten. Wenn man Großstadtverhältnisse gewohnt ist, ist in Bologna ohnehin nichts wirklich weit weg. Im Zweifel kann man auch schnell an ein (mit Sicherheit nur auf „legalem Wege“ beschafftes) Fahrrad kommen und ist dann noch schneller unterwegs. Über das Vorlesungsangebot kann man sich auf der Internetseite der Fakultät informieren (www.giuri.unibo.it). Ich habe meine Kurse nach Interesse gewählt, da mir an meiner Heimatuni ohnehin keiner der Kurse angerechnet wurde und etwa Fächer wie  „Criminologia“ bei Dario Melossi sowie „Mafia und Antimafia“ bei Prof.ssa Pellegrini belegt. In den Vorlesungen gibt es größtenteils keine Anwesenheitspflicht. In einigen Fächern kann man aber das Vorbereitungsmaterial für die Prüfung reduzieren, indem man die Vorlesung besucht und den Status des „frequentante“ erhält. Über die Prüfungsmodalitäten zu jedem Fach kann man sich auch auf der Internetseite der Fakultät informieren. In einigen Fächern gibt es auch spezielle (geringere) Anforderungen für Erasmusstudenten. Ich habe die Vorlesungen gern besucht, da ich so hoffte, meine Italienischkenntnisse zu verbessern und sie größtenteils interessant fand.  Andere Erasmusstudenten haben ihre Fächer eher danach ausgewählt, wo sie am wenigsten Arbeit für die Prüfungen erwarteten.
Die Prüfungen sind auch ein ganz besonderes Erlebnis und ganz anders als man sie in Deutschland gewöhnt ist. Es gibt immer 3 Termine (appelli) zu denen man die Prüfungen ablegen kann (manchmal auch einen 4. schon vor der Prüfungsphase (sog. Preappello)). So gut wie alle Prüfungen finden in mündlicher Form statt, sodass jeder einzeln befragt werden muss und es somit gut sein kann, dass man 6 Stunden oder mehr warten muss bis man an der Reihe ist, da alle um 9 Uhr zur Feststellung der Anwesenheit erscheinen müssen. Dann verlaufen die Prüfungen aber ganz entspannt und die Dozenten sind vor allem mit Erasmusstudenten nicht so streng. Wie bereits erwähnt, habe ich vor Beginn der Vorlesungen bereits einen Sprachkurs im CILTA absolviert. Die vorherige Einstufung hat mir ein B2 Level attestiert, weshalb ich in den höchst möglichen Kurs gestuft wurde. Trotzdem hatte ich anfangs noch einige Kommunikationsschwierigkeiten, da mein letzter Italienischunterricht auch schon etwas zurücklag. Daher war ich mit dem Kurs eigentlich recht zufrieden, da wir die gesamte Grammatik noch einmal wiederholt haben und die Dozentin auch bemüht war, uns die italienische Kultur und das Land etwas näher zu <link http: www.giuri.unibo.it>bringen.

Alltag/Freizeit:

Bologna ist eine sehr lebendige Stadt, die von (Erasmus-)Studenten nur so wimmelt. Dort finden sich Menschen aus allen Teilen Italiens und der Welt zusammen, so dass man (wenn man denn will) die Möglichkeit hat, sich mit vielen interessanten Menschen auszutauschen, gemeinsam gemütlich beim aperitivo zu sitzen, oder in einer der Clubbars um die Via Zambonin herum zu tanzen. Vor allem wenn es wärmer wird und alle bis in den Morgen draußen sind, ist Bologna ein wahres Paradies. An jeder Ecke erwarten Dich so gut wie täglich im Sommer Open Air Parties, die auch noch kostenlos sind. Zudem wird auf der Piazza Maggiore ab Juni eine Leinwand aufgebaut und täglich Filmklassiker ausgestrahlt, was wirklich ein unvergleichliches Erlebnis darstellt. Zudem bietet Bologna auch eine Vielzahl an (permanenten) Kulturangeboten. Es gibt jede Menge Museen, Theater und die Oper. Zudem empfiehlt es sich, wie gesagt, auch nicht nur in Bologna zu bleiben, sondern die Gelegenheit zu ergreifen und den Belpaese zu erkunden. Trenitalia, ESEG und ESN helfen. Im Sommer wenn die Hitze drückt, kommt man mit dem Zug auch schnell und günstig ans Meer nach Rimini, Riccione und Ravenna.
Sicher habe ich mich in Bologna eigentlich immer gefühlt, da das gesamte Stadtzentrum stets beleuchtet ist und eigentlich zu jeder Tageszeit noch jemand unterwegs ist. Selbstverständlich ist es auch dort vorgekommen, dass mal jemand auf einer Party bestohlen wurde. Dieses Problem ist aber viel gravierender in touristischen Hochburgen wie Mailand oder Venedig.

Fazit:

Letztlich kann ich jedem einen Erasmusaufenthalt in Bologna nur wärmstens empfehlen. Ich kann auch heute noch sagen, dass ich einige der besten Monate meines Lebens an diesem Ort verbracht habe. Nicht da ich vor allen Verpflichtungen geflohen bin und ein Semester lang die dolce vita gelebt habe, sondern weil ich glaube, dass ich an dieser Erfahrung sehr gewachsen bin. Ich habe eine Vielzahl unvergleichbarer Erinnerungen gesammelt, die tollsten Freunde aus allen Teilen der Welt gewonnen, neue Sichtweisen kennengelernt, so gut italienisch gelernt, dass ich am Ende für eine Italienerin gehalten wurde, meine Vitamin D-Reserven aufgetankt und vor allem gelernt, dass alles auch mindestens genauso gut klappen kann, wenn man es nicht so eng sieht. Ja, und dass es Wichtigeres gibt…