Veröffentlicht am 11.10.2022
„Diese Aussage trifft mich persönlich!“ Wie es Dir gelingt, Nachrichten „sachlicher“ zu hören

1. Jede Botschaft enthält sachliche und emotionale Komponenten
Vorab – wir sind alles Menschen und daher ist es auch im Job völlig in Ordnung, dass Nachrichten bei Dir nicht nur sachlich, sondern auch emotional ankommen. Laut Paul Watzlawick enthält jede Botschaft eine sachliche, aber auch eine emotionale Ebene. Und es wäre ja auch sehr schade, wenn wir uns mit anderen im Job ausschließlich über ZDF (Zahlen, Daten und Fakten) austauschen würden. Das würde den Spaß im Beruf sicher deutlich verringern. Insofern ist unser erstes „Learning“, dass Ratio und Emotion immer im Raum sind, wenn wir uns kommunikativ austauschen.
2. Es gibt Sach- und Beziehungsohren
Du hast die Wahl, wie Du eine Nachricht von anderen „hören“ möchtest, denn jeder Mensch hat verschiedene Ohren. Auch Du hast ein Sach- und ein Beziehungsohr. Wenn Du mit Deinem Sachohr eine Botschaft hörst, dann konzentrierst Du Dich darauf, was genau an Informationen die andere Person Dir vermitteln möchte. Du fokussierst Dich alleine auf den Inhalt, also die Zahlen, Daten und Fakten. Ist die Information wahr oder unwahr, relevant oder irrelevant, ausreichend oder unzureichend. Auf der Sachebene herrscht der geringste Interpretationsspielraum – daher kommt es hier selten zu Irritationen in der Kommunikation. Solltest Du ein „übergroßes“ Sach-Ohr haben, dann hörst Du nur den Sachinhalt einer Nachricht. Dieses kann zu einer Versachlichung oder zum Überhören von zwischenmenschlichen Tönen führen.
Hörst Du dagegen mit Deinen Beziehungsohr, dann steht im Mittelpunkt der Kommunikation für Dich, was der oder die andere über Dich denkt, also wie ihr zueinander geradesteht. Bei manchen Empfänger: innen ist das auf die Beziehungsseite gerichtete Ohr so sensibel eingestellt, dass sie jeder Nachricht bzw. Handlung eine Äußerung zu ihrer Person entnehmen. Diese Menschen beziehen alles auf sich, fühlen sich leicht angegriffen und beleidigt.
Beispiel: Du sitzt auf der Fahrer: innenseite eines PKWs. Die Person neben Dir stellt fest, dass die Ampel, an der Du gerade gehalten hast, von gelb auf grün wechselt und sagt zu Dir :„Die Ampel ist grün“. Du entscheidest jetzt, ob Du mir Deinem Sach- oder Beziehungsohr diese Botschaft wahrnimmst. Ist es für Dich eine reine Information, dann geht die Fahrt angenehm weiter. Hörst Du hier aber zum Beispiel heraus, dass die andere Person der Meinung ist, dass Du keine gute Fahrerin bist, dann kann das Fahrvergnügen sich schnell dem Ende zuneigen.
3. Du entscheidest, mit welchem „Ohr“ Du eine Nachricht aufnimmst
Zugegeben, es ist nicht immer leicht, das eigene Beziehungsohr in den Griff zu bekommen. Gerade dann, wenn das Verhältnis zu einer Person schon leicht angespannt ist oder Du selbst gerade in einigen Themen unsicher bist.
Mein Tipp an Dich ist, dass Du in Zukunft einfach mal wahrnimmst, mit welchem „Ohr“ Du Nachrichten von anderen präferiert aufnimmst und Dir überlegst, was passieren würde, wenn Du diese anders interpretierst. Vielleicht fragst Du auch einmal nach, wie genau der Sender bzw. Senderin eine Botschaft an Dich übermitteln wollte, bevor Du diese interpretierst. Manchmal ist es überraschend, wie anders wir doch Nachrichten aufnehmen, als diese gemeint sind.
Ein zweites „Learning“ für Dich könnte es sein, dass Du zukünftig bei Deiner eigenen Kommunikation darauf achtest, was genau Deine Intention ist. Möchtest Du eine reine Sachinformation übermitteln oder geht es Dir auch darum, dass der andere weiß, was Du gerade über ihn oder sie denkst bzw. fühlst.
Schön, dass Du Lust hast, zukünftig noch mehr Verantwortung für Deine Kommunikation zu übernehmen. Ich wünsche Dir eine spannende Erfahrung mit Deinem Sach- und Beziehungsohr!