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Veröffentlicht am 20.10.2023

Als Betreuerin im Tim Hortons Camp in Kanada

Um Auslandserfahrungen zu sammeln und Sprachkenntnisse zu vertiefen, entscheiden sich viele Nachwuchsjurist*innen während ihres Studiums für ein Auslandssemester. Neben einem Auslandssemester gibt es allerdings auch andere Wege um eine tolle Zeit im Ausland zu verbringen, wie uns clavisto-Talent Sophia Schick in ihrem Bericht zeigt. Sophia hat sich nach ihrem Abitur dazu entschieden in "Tim Hortons Camps" in Amerika und Kanada zu arbeiten. Insgesamt gibt es sieben Camps, deren Ziel es ist, junge Menschen dabei zu unterstützen, soziale und emotionale Fähigkeiten sowie Lern- und Innovationsfähigkeiten zu entwickeln. Mehr erfährst Du in ihrem Bericht.

Ich habe von August bis November 2018 als Programmbeauftragte im Camp des Voyageurs Tim Hortons gearbeitet.

Kurz zur Vorgeschichte: Zuvor habe ich bereits drei Monate in einem Sommercamp in Vermont gearbeitet. Da mir das so gut gefallen hat, wollte ich noch in einem Herbstcamp in Kanada arbeiten.
In Kanada gibt es verschiedene Tim Hortons Camps in allen Staaten mit unterschiedlichen Angeboten. In Alberta gibt es beispielsweise ein Camp mit Farmtieren, wo die Kinder reiten können und den Umgang mit Tieren lernen können.

Ich habe mich für das Camp in Quyon, Québec entschieden, da ich vor dem Studium noch einmal mein Französisch auffrischen wollte.

Die Bewerbung war tatsächlich relativ einfach. Ungefähr im Juli habe ich von dem Herbstcamp gehört und mich über go-nyquest.com beworben. Diese Plattform unterstützt einen bei der Bewerbung und dem Visum.

Hierfür muss man sich bei go-nyquest registrieren, Bewerbungsinformationen ausfüllen und diverse Unterlagen hochladen - alles in allem klingt das aber aufwendiger als es tatsächlich ist. Ich habe das Bewerbungsverfahren während meines Jobs in Vermont durchlaufen und selbst das war kein Problem.

Dann konnte ich Campdirektoren kontaktieren, die noch offene Stellen hatten. Wir haben uns zu einem entspannten, ca. 15 minütigen Gespräch verabredet, wo wir über meine Erfahrungen mit Kindern und als Trainerin und über die Modalitäten des Jobs (Dauer, genauer Beginn, Anfahrt,...) gesprochen haben. Es war sicherlich ein Vorteil, dass ich schon die Monate zuvor in einem Camp in den USA gearbeitet habe und mich so schon mit der Campkultur auskannte. Auch wird es gern gesehen, wenn man bereits Erfahrung bei der Arbeit mit Kindern hat. Ich habe schon jahrelang als Tanz- und Turntrainerin gearbeitet und Nachhilfe- und Reitstunden gegeben. Es genügt aber in der Regel auch, wenn man noch keine Erfahrungen hat, aber ein besonderes Interesse an der Arbeit mit Kindern darlegen kann.

 

Nach dem Gespräch habe ich schon meine Arbeitsunterlagen und diverse Infoblätter per Mail geschickt bekommen und habe am selben Tag noch meinen Flug nach Ottawa gebucht. Das Arbeitsvisum für Kanada war sehr viel weniger aufwendig als das für die USA. Ich musste am Flughafen lediglich meinen Arbeitsvertrag und ein Schreiben von go-nyquest vorlegen, welches das Programm und dessen kulturellen Mehrwert erklärte.
Der für mein Visum zuständige Mitarbeiter war sehr kulant und hat mir das Visum sogar bis Ende Dezember ausgestellt, obwohl meine Tätigkeit im Camp schon Anfang November endete.

Bevor ich zu meinen Erfahrungen im Camp komme, gibt es noch einige Besonderheiten am Herbstcamp:

Auch die Tim Hortons Camps bieten, wie alle anderen Veranstalter, gewöhnliche Sommercamps an, für die Kinder sich während der zum Teil monatelangen Sommerferien anmelden können. Diese können jedoch bis zu mehrere tausend Dollar pro Woche kosten - im Camp des Voyageurs kostet eine Woche im Sommercamp 1500 Kanadische Dollar.
Das können sich nur besonders privilegierte Kinder aus der gehobenen Mittelschicht leisten.

Für Kinder, deren Eltern diese horrenden Preise nicht zahlen können, hat die Tim Horton Foundation ein auf Spenden basiertes Herbstcamp ins Leben gerufen, bei dem Kinder teilnehmen können, die vor allem aus schwierigen Gegenden rund um Montréal kommen.

Vielleicht kennt der ein oder andere von euch auch die Tim Hortons Cafés - ein Großteil der Spenden für die Herbstcamps kommt aus den Erträgen dieser Cafés.

Das Programm des Herbstcamps nennt sich „Community Leaders“. Abgesehen davon, dass die Kinder die gewöhnlichen Campaktivitäten kennengelernt haben, gab es auch Aktivitäten, die das Selbstwertgefühl und die Gruppenzusammengehörigkeit stärken sollten, damit die Kinder darin bestärkt werden, ihren Karrierewünschen nachzugehen und in ihrem Wohnbezirk mitzuhelfen, um womöglich einen positiven Einfluss zu haben.

Da das Herbstcamp stattfand, als die Schule bereits wieder angefangen hatte, konnten die Kinder nicht für eine beliebige Dauer ins Camp kommen, sondern kamen immer mit ihrer Schulklasse für je 5 Tage ins Camp.

Die Kinder kamen mit ihren Lehrern für diese Zeit in kleinen Häuschen unter, in denen normalerweise auch die Kinder im Sommercamp schlafen. Da die Klassen also nochmal in Kleingruppen aufgeteilt wurden, ging es hier vor allem darum, faire Gruppen zu bilden und auch innerhalb der kleinen Gruppen die Gruppendynamik zu stärken.

Die Klassen kamen meist gegen Montagvormittag im Camp an und konnten zunächst einmal in ihren Zimmern ankommen. Dann haben die Programmbeauftragten in den Kleingruppen Kennenlernspiele gespielt (die Kinder kennen sich natürlich schon untereinander, aber es ging darum, dass die Programmbeauftragten die Kinder schon einmal kennenlernen, denn diese Kleingruppe ist die ganze Woche für sämtliche Aktivitäten zusammengeblieben). Mit den jüngeren Kindern haben wir meist auch eine „Flagge“ designed, welche die Gruppe präsentieren sollte. Außerdem haben wir Ziele und Wünsche der Gruppe formuliert.

Die nächsten drei Tage wechselten sich ab zwischen Campaktivitäten wie Bogenschießen, Wanderungen in der Natur, diversen Ballspielen und den „Community Leader“-Aktivitäten. Hier konnten die Kinder u.a. Pläne ausarbeiten, wie sie ihren Wohnbezirk unterstützen können, eine Gruppe hat beispielsweise einen Kleidungs- und Spielsachenflohmarkt geplant, in dem die Familien ihrer Wohnbezirke günstig Kleidung kaufen und verkaufen konnten.

Das Highlight der meisten Kinder war der „randonné de nuit“, wo wir nach Einbruch der Dunkelheit eine Wanderung, durch die das Camp umliegenden Wälder gemacht haben - dabei konnten wir Fledermäuse und Rehe sehen und teilweise sogar Kojoten und Wölfe hören.

Donnerstagabend gab es eine gemeinsame Abschlussveranstaltung am Lagerfeuer mit Marshmallows und gemeinsamem Singen von Campsongs und Freitagvormittag ist die Gruppe nach dem Frühstück wieder abgereist.

Insgesamt waren während des Herbstcamps circa 9 Gruppen für je 5 Tage zu Besuch.
Vor Beginn des Camps gab es eine Woche Kennenlernen und eine Art Training für die Programmbeauftragten und nach Ende der Campzeit gab es einen Abschlussabend und ein paar Tage Nachbereitung.

Für die vielen Arbeitsstunden, die man leisten muss, bekommt man nicht unglaublich viel Geld - ich habe immerhin ca. 2500 kanadische Dollar pro Monat bekommen - bei einem solchen Job geht es jedenfalls für mich aber viel mehr darum, dass man etwas Gutes tut und selbst wertvolle Erfahrungen sammelt. Und eine gute Aufbesserung der Reisekasse ist das Gehalt allemal, zudem man während der Zeit im Camp weder für Kost noch Logie zahlen muss.

Für mich war die Camperfahrung eine sehr schöne, wenn auch sehr anstrengende.
Von Montag bis Freitag arbeitet man bis zu 12 Stunden und muss nahezu dauerhaft für die Kinder verfügbar und voller Energie sein.
Im Vergleich zu den Sommercamps, bei denen die Kinder keine Betreuer haben, ist es jedoch ein großer Vorteil, dass pro Klasse bis zu fünf Betreuer dabei sind, die vor allem nachts für die Kinder da sind und darauf achten, dass die Gruppen rechtzeitig bei den jeweiligen Aktivitäten sind.

Was ich sehr schön fand, ist, dass man den ganzen Tag auf den Beinen, an der Luft und in der Natur ist. Viele Spiele macht man auch mit den Kindern zusammen, weshalb ich mein inneres Kind noch einmal wiederentdecken durfte. Das ist ein schöner Kontrast zu der intensiven Lernzeit während des Abiturs und zu den vielen Stunden, die ich jetzt im Studium am Schreibtisch verbringe, kann also auch einen tollen Ausgleich schaffen.

Es war aber auch nicht immer leicht.
Wir wurden von den Programmveranstaltern dazu aufgefordert, mit den Kindern so viel französisch wie möglich zu sprechen, da die meisten Kinder zuhause andere Sprachen sprechen und sie ihr französisch verbessern mussten.
Dass ich die einzige Nicht-Muttersprachlerin unter den Programmbeauftragten war, hat mich zeitweise vor größere Herausforderungen gestellt.
Im Nachhinein glaube ich aber, dass ich für viele Kinder in dieser Hinsicht eine Inspiration war. Die meisten Kinder sind mit ihren Familien aus weit entfernten Ländern nach Kanada emigriert, müssen sich in einem neuen Land zurechtfinden und eine vollkommen neue Sprache lernen.
Da auch ich aus einem weiter entfernten Land komme und mein französisch nicht perfekt war, konnte ich sie motivieren auch an ihrem französisch zu arbeiten und einige Kinder konnten zu mir heraufschauen.

Das war sehr motivierend und hat mich zufrieden gestellt, da sich die harte Arbeit nach meinem Eindruck gelohnt hat.

Wenn man sich etwas Geld dazu verdienen möchte, während man reist, kanadische Freunde finden und gleichzeitig etwas Gutes tun möchte, ist das Programm die perfekte Möglichkeit!

Sollte es bei mir in den nächsten Jahren noch einmal passen, ein paar Monate ins Ausland zu gehen, werde ich mich auf jeden Fall auch nochmal bewerben!

Sophia Schick, Jurastudentin an der Humboldt-Universität zu Berlin, 8. Semester.

 

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Erfahrungsbericht auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter