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Veröffentlicht am 31.08.2017

2010 - Ein Jahr in Ferrara

clavisto-Talent Robert Bodewig wollte schon immer gerne einmal im Ausland studieren. Als er sich für einen ERASMUS-Aufenthalt in Ferrara entschieden hatte, wusste er noch nicht viel über seine Zielstadt. Die Stadt in der italienischen Region Emilia-Romagna wurde Robert von einem Bekannten als sehr nett, klein und lebenswert empfohlen und so entschloss er sich kurzerhand, dort hinzugehen. Mehr über die spannende Zeit in Italien lest Ihr in seinem Erfahrungsbericht:


Was sofort in Ferrara auffällt ist, dass ein Fahrrad hier unerlässlich ist. Das Stadtzentrum ist nämlich so überschaubar, dass der öffentliche Nahverkehr nicht von Nöten ist und alle Orte mit dem Fahrrad am bequemsten zu erreichen sind. Außerdem ist einfach jeder in Ferrara – vom 9-jährigen Kind bis zur 90-jährigen Oma – auf dem Fahrrad unterwegs und bald wird man sich auch in einer Fahrradkolonne durch die Stadt schlängeln. Da Fahrräder allerdings Mangelware am Anfang des Semesters sind, werden sie für relativ viel Geld verkauft. Es empfiehlt sich daher, sofern dies möglich ist, ein eigenes aus Deutschland mitzunehmen. Zu teuer sollte es jedoch nicht sein, da es schneller als man denkt geklaut sein kann. Einfach mit Farbe übermalte Fahrräder sieht man hier an jeder Ecke und es scheint sich auch niemand daran zu stören.

 


Die Stadt Ferrara hat einen relativ kleinen Altstadtkern, in dem sich das gesamte Leben der Bewohner abspielt. Das Zentrum ist der Dom, wo sich jeden Mittwoch Studenten treffen, um gemeinsam zu feiern. In den Straßen um dem Dom herum befinden sich zahlreiche Bars, die für einen Aperitivo gut besucht sind. Aufgrund der Größe ist Ferrara natürlich keine Stadt, die niemals schläft und das Nachtleben ist nicht wirklich facettenreich. Es gibt allerdings ein paar Clubs etwas außerhalb der Stadt, die zum Teil mit dem Fahrrad erreicht werden können. Außerdem ist Bologna eine halbe Stunde und Padua etwa eine Stunde mit dem Zug entfernt und die Züge fahren auch bis spät in die Nacht. Sehr zu empfehlen ist auch der Jazz Club, welcher sich in einem alten Turm der Stadtmauer befindet und eine wunderschöne Atmosphäre bietet.
Leider hat die Universität kein besonders großes Organisationsteam für Erasmus-Studenten. Von zahlreichen Parties, Reisen und anderen Veranstaltungen, wie sie bei anderen Unis üblich sind, konnten wir leider nur träumen. Die Lage Ferraras ist allerdings für private Reisen ideal, da sehr viele schöne Städte in der Nähe sind. Auch ist der Strand gut mit dem Bus erreichbar. Ein Vorteil der Größe von Ferrara ist jedoch, dass man schnell Leute kennenlernt und vielleicht engere Freundschaften mit ihnen schließt. Jeder kennt irgendwann jeden vom Sehen und mittwochs treffen sich sowieso alle auf der Piazza vor dem Dom. Für mich war dies vor allem daher vorteilhaft, da ich nicht besonders gut Italienisch sprach und so leicht mit Leuten in Kontakt kam und mein Italienisch hierdurch verbessern konnte.


Da ich einen Bekannten hatte, der in Ferrara lebte, musste ich mich nicht selber um eine Wohnung kümmern. An der Universität (besonders an den Fakultäten) hängen aber zahlreiche Angebote von freien Wohnungen. Man sollte bei der Wohnung vor allem auf eine funktionierende Heizung achten, da es im Winter bei der eher schlechten Isolierung italienischer Häuser sehr kalt werden kann. Meine Mitbewohner zogen sich im Haus zum Beispiel meist dicke Jacken an. Während der Suche nach einer Wohnung kann man im zentral gelegenem Hostel wohnen, wo auch viele andere Erasmus-Studenten am Anfang anzutreffen sind.
Ich wohnte mit 3 italienischen Medizinstudenten aus der Umgebung zusammen. Dies war natürlich gut für meine Italienischkenntnisse und es ist sicher empfehlenswert, auch wirklich mit Italienern zusammenzuwohnen, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu unserer Kultur kennenzulernen. Am Wochenende hatte ich meist die gesamte Wohnung für mich, da meine Mitbewohner fast jedes Wochenende zu ihren Eltern fuhren.


Wenn man sich die Vorgerücktenübung im Öffentlichen Recht anrechnen lassen will, so sollte man vorwiegend europarechtliche und völkerrechtliche Kurse besuchen. Ich habe im ersten Semester fast ausschließlich Kurse im Öffentlichen Recht belegt, um dann im zweiten Semester die Kurse nach meinen Interessen wählen zu können. Leider wurden nur wenige Kurse auch in Englisch angeboten. Die Kurse, die angeboten wurden, waren für mich allerdings sehr interessant und ich habe sie gerne belegt.
Die Vorlesungen laufen in etwa wie in Deutschland ab. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings das Prüfungssystem. Nach dem Semester gibt es zahlreiche (meist anfangs vier pro Monat, anschließend noch zwei) Termine, an denen die Prüfung abgelegt werden kann. Diese Prüfungen sind mündlich und laufen folgendermaßen ab: Für einen Termin muss sich zuerst im Internet angemeldet werden. Anschließend gehen alle angemeldeten Studenten in den Prüfungsraum und werden nach Reihenfolge der Anmeldung oder alphabetisch hervorgerufen und vor allen anderen Anwesenden mündlich 10-30 Minuten geprüft. Je nachdem nach welcher Reihenfolge geprüft wird, kann ein solcher Prüfungstermin bis zu 10 Stunden dauern und wenn man Pech hat, muss man am nächsten Tag wiederkommen, weil nicht alle Angemeldeten geprüft werden konnten. Alles in allem sind die Prüfungen jedoch durchaus zu bewältigen und die Professoren haben Verständnis für die Schwierigkeiten, die man mit der fremden Sprache hat.
Im Erasmus-Büro und bei der juristischen Fakultät wurde mir immer nett geholfen. Man sollte allerdings nicht die italienische Bürokratie unterschätzen. Man sollte mit längeren Wartezeiten und etwas undurchsichtigen Strukturen rechnen. So musste ich zum Beispiel für meine Bestätigung des Aufenthalts erst eine gewisse Marke beim Kiosk kaufen und diese dann zur Universität bringen.
Alles in allem war der Erasmusaufenthalt in Ferrara für mich eine sehr gute Entscheidung. Ich habe viele neue Leute aus verschiedenen Ländern kennengelernt, mein Italienisch verbessert und auch fachlich viel hinzugewonnen.