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Veröffentlicht am 18.02.2022

Es muss nicht immer (nur) Jura sein (3/3)

Vielfalt wird in unserer Kanzlei großgeschrieben. Einige unserer Kolleginnen und Kollegen haben sich, bevor sie bei Baker McKenzie eingestiegen sind, anderen Berufen oder – ausbildungsbegleitend – Aktivitäten gewidmet als der Juristerei. Was diese Karrieren mit der einer Anwältin oder Anwalts gemeinsam haben und wie man davon heute im Kanzleialltag profitieren kann, lesen Sie in den folgenden Interviews. Wir sprachen mit Philipp Thimm, Associate in der Praxisgruppe Banking & Finance bei Baker McKenzie in Frankfurt

Herr Thimm, Jura stand nach Ihrem Abitur nicht (gleich) auf der Agenda – Sie erlernten zunächst die Akrobatik und Artistik. Wie kam es dazu?

Nach Abitur und Zivildienst hatte ich durchaus ein BWL- oder Jurastudium ins Auge gefasst - die Artistik kam mir dann nur sozusagen "dazwischen": Meine Sportlehrerin in der Oberstufe war früher einmal selbst langjährige Artistin. Um die Akrobatik auch im Schulalltag etwas weiter zu betreiben, bot sie für die Oberstufe eine freiwillige "Varieté-AG" an. Sie verschaffte uns schnell gute Grundlagen und gab uns über ihre Kontakte in die Szene früh ein Gefühl für den Markt. So bekamen meine damalige Duo-Partnerin und ich dann auch mit, dass in Berlin eine staatliche Berufsausbildung zum Artisten möglich ist. Früh konzentrierten wir uns auf die Disziplinen Duo-Vertikaltuch und Hand auf Hand Akrobatik und entschieden uns, die Aufnahmeprüfung und den medizinischen Check an der Staatlichen Artistenschule Berlin zu machen. Devise: Wenn sie uns annehmen, ist die Ausbildung eine Option, wenn nicht, ab an die Uni. Als wir dann in beiden Disziplinen angenommen wurden, stand für uns fest, dass wir mindestens für die Ausbildung nach Berlin gehen würden. Devise dann: Wir machen die Ausbildung und schauen, wie der Einstieg in den Beruf läuft. Klappt es nicht so, wie wir es uns vorstellen, ab an die Uni. Aber dann ging alles sehr schnell. Noch während der Ausbildung begannen wir als Artisten zu arbeiten und in den folgenden Jahren waren wir bis auf wenige Wochen auf Tour.

Wie muss man sich das Leben als Artist vorstellen? Was waren die schönsten Erlebnisse während dieser Zeit und mit welchen Herausforderungen waren Sie konfrontiert?

Als Artist wird einem schnell klar, dass der Körper das Kapital ist. Hinzu kommt, dass Artisten im Verhältnis zu beispielsweise Schauspiel und Tanz viele Shows spielen. In der Hochsaison, also der Vorweihnachtszeit, kommt man schnell auf zwölf Shows pro Woche. An eine Saison ohne Überlastungen, Zerrungen usw. kann ich mich nicht erinnern. Dazu kommen noch das Reisen, Training, Requisiten/Kostüme, die Vermarktung, Gagen verhandeln und auch Rechnungen eintreiben. Es ist also ein FulltimeJob, der viel Disziplin und weitaus mehr Fähigkeiten als das auf der Bühne Gezeigte erfordert.


Die schönsten Erlebnisse auf der Bühne waren für mich immer die Arbeit mit Livemusik. In meiner Jugend machte ich selbst viel Musik und Sport - immer getrennt voneinander. Die Artistik in Kombination mit Orchestern oder Bands verband für mich beides. Die Fähigkeit, unsere Techniken schnell auf neue, sich auch mal spontan ändernde Live-Musik anzupassen, war eine besondere Fähigkeit von uns - sozusagen unser "USP". Die größte Herausforderung war sicher die Abhängigkeit vom eigenen Körper. Nach dem Aufwachen bewegte ich mich immer erst einmal durch, um zu schauen, ob noch alles da ist wo es hingehört und wie sich der Körper an diesem Tag anfühlt. In meinen zehn Jahren Artistik war die längste Zeit am Stück ohne Training einmal drei Wochen.

Was gab den Ausschlag, parallel ein Studium des Bachelor of Laws einzuschlagen?

Das ich noch studieren wollte, war mir immer klar. Nach ein paar Jahren standen meine Duo-Partnerin und ich dann vor der Frage: Präsenzstudium oder Artistik. Beides parallel ging nicht, zumindest nicht in der Intensität, wie wir unseren Beruf damals betrieben haben. Weil wir in der Artistik noch ein paar Ziele offen hatten und auch gutes Geld verdienten, schauten wir uns nach Fernstudiengängen um. Da ich immer BWL oder Jura im Auge hatte, passte der LL.B. für mich perfekt. Für meinen Alltag als Artist hieß das: Wecker stellen, früh aufstehen und die Vormittage "in der Uni" verbringen. So kam es, dass ich dann fast den gesamten LL.B. noch weiter als Artist getourt bin - viel länger, als ursprünglich geplant.


Weshalb entschieden Sie sich für den Einstieg in eine Großkanzlei?

Nach dem LL.B. erhielt ich ein Angebot von einer Unternehmensberatung in der Schweiz und stieg dort für gut drei Jahre ein. Anschließend wollte ich gerne nochmal richtig in die juristische Welt eintauchen. Eine Großkanzlei erschien mir als gute Anlaufstelle. Nach fast zwei Jahren kann ich sagen, dass dieser Punkt für mich voll aufgegangen ist. Ich schätze neben der Arbeit in meiner eigenen Praxisgruppe sehr den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen anderer Praxisgruppen und bekomme über unser weltweites Netzwerk immer wieder aufs Neue viele interessante Entwicklungen auch in anderen Ländern mit.


Wie lief der Einstieg im Banking & Finance Team bei Baker McKenzie?

Ich bin sehr froh, wie mein Einstieg in das Banking & Finance Team verlaufen ist, denn es war für beide
Seiten eine Wundertüte: Ich hatte bis dahin noch keine Erfahrungen in einer Kanzlei gesammelt und mein
Werdegang, auch mit der Station in der Schweiz, ließ keine Rückschlüsse auf meine konkreten
Einsatzmöglichkeiten in der Praxisgruppe zu. Meine Kolleginnen und Kollegen nahmen mich sehr offen auf
und ich konnte meine bereits mitgebrachten Fähigkeiten gleich einbringen. In Bereichen, in denen ich bei
„null“ startete, bekam ich viel Unterstützung. Mich beeindruckt bis heute, wie flexibel und offen meine
Praxisgruppe neue Teammitglieder aufnimmt und sie von Beginn an begleitet.


Welche Projekte betreuen Sie heute und wie sieht die Zusammenarbeit innerhalb Ihres Teams aus?

Innerhalb des Banking Teams arbeite ich hauptsächlich mit Oliver Socher und Silke Fritz zusammen, wobei wir Banking & Finance Team insgesamt keine strikte Teamaufteilung haben, sondern die Arbeit dort erledigen, wo sie anfällt. Neben unseren reinen Finance Transaktionen im Bereich Lending, dazu zählen Akquisitions- und Exportfinanzierungen im Lead und auch als Local Counsel für unser kanzleiweites Netzwerk, unterstützen wir viel bei M&A-Transaktionen. Neben dieser Transaktionsarbeit betreue und koordiniere ich auch alle Anfragen für ECA-gedeckte Exportfinanzierungen einer deutschen Bank.


Welche Skills, die Sie als Artist erlernt und genutzt haben, kommen Ihnen in der Juristerei zu Gute? In der Artistik mussten wir uns immer wieder neu auf Gegebenheiten einstellen, Kompromisse finden, uns in neue und international zusammengewürfelte Ensembles integrieren und dann schnell auf "Arbeitstemperatur" kommen. Nicht selten hat man am Nachmittag neue Kollegen kennengelernt, mit denen man abends während der Aufführungen zusammen in sechs bis acht Metern Höhe über einer Bühne hing. Da musste man schnell sprachliche Hürden überwinden, Vertrauen fassen und kulturelle Unterschiede erkennen und respektieren. Gerade in unserer Kanzlei mit der starken internationalen Ausrichtung sind das Fähigkeiten, die mir in der täglichen Arbeit zu Gute kommen.

 


Welche Berührungspunkte haben Sie heute zur Akrobatik und Artistik?

Bis auf Bekanntschaften aus meiner Zeit als Artist habe ich heute keine wirklichen Berührungspunkte mehr zu meinem früheren Beruf. Das liegt auch daran, dass es recht aufwändig ist, Trainingsräume zu organisieren und sich für die Duo-Arbeit mit einem Trainingspartner abzustimmen. Ich trainiere noch für mich ein paar Techniken weiter, aber das ist reine Freizeitbeschäftigung und keine ernsthafte Artistik mehr.

Wenn Sie noch einmal die Wahl hätten, würden Sie die gleichen Schritte Ihres Karriereweges wieder einschlagen? Wenn ja, warum; wenn nein, aus welchen Gründen nicht?

Diese Frage beantworte ich immer mit nein. Aber nicht, weil ich etwas bereue oder im Nachhinein meine Zeit gerne anders "investiert" hätte. Wenn ich wirklich noch einmal die Wahl hätte - das ist ja ohnehin nur eine theoretische Übung -, würde ich aus purer Neugier einen anderen Weg einschlagen. Wie ist es, mit hunderten Kommilitonen und knapp 20 Jahren ein Präsenzstudium anzufangen oder nicht mit 21 Jahren in die Berufstätigkeit zu starten, sondern sich länger voll auf die Ausbildung zu konzentrieren? Ich bin froh über jeden meiner Schritte und hatte auch immer eine Portion Glück. Es gibt aber einfach zu viele Möglichkeiten, seine Karriere zu gestalten, als dass man denselben Weg zweimal einschlagen sollte - wie gesagt, ohnehin nur ein Gedankenexperiment.


Ihr Tipp an die Next Generation?

Mein Ausbilder an der Artistenschule kam aus der ehemaligen DDR und durfte damals nicht studieren. Als ich mit Abitur in der Tasche Artist werden wollte, fragte er mich damals oft: ,Langer, was machst du hier eigentlich?' Auch wenn das zuweilen verunsichert hat, habe ich mir angewöhnt, mir diese Frage auch immer mal selbst zu stellen. Nicht, um dann eine perfekte Antwort zu wissen oder ein konkretes Problem lösen zu können. Aber gerade in der Ausbildungsphase, die ja auch immer komplexer zu werden scheint und Heranwachsenden immer früher vermeintlich lebensprägende Entscheidungen abverlangt, kann es - denke ich - helfen, öfter einfach mal zu fragen: Was mache ich hier eigentlich gerade? Herr Thimm, haben Sie besten Dank für dieses Gespräch. Die Fragen stellte Iris Meinking.

Steckbrief

Philipp Thimm

  • Associate in der Praxisgruppe Banking & Finance bei Baker McKenzie in Frankfurt
  • Philipp Thimm stieg im November 2019 in unser Frankfurter Büro ein, zuvor arbeitete er drei Jahre lang für ein strategisches Beratungsunternehmen in der Schweiz im Bereich der Analyse von Infrastrukturinvestitionen.
  • Von 2006 bis 2008 besuchte er die Staatliche Artistenschule Berlin und war anschließend von 2008 bis 2016 freiberuflich als Artist tätig.
  • Berufsbegleitend absolvierte er den Studiengang Bachelor of Laws von 2013 bis 2017 an der Fernuniversität Hagen sowie den Master of Laws ebenfalls in Hagen von 2019 bis heute (nur die Masterarbeit steht noch aus).
  • In seiner Freizeit treibt er nach wie vor viel Sport und betätigt sich, wann immer sich die Gelegenheit ergibt, sehr gerne handwerklich.


Hier geht es zum ersten Teil des Interviews:<link http: www.clavisto.de partnerkanzleien baker-mckenzie shownews es-muss-nicht-immer-nur-jura-sein-i3.html> www.clavisto.de/partnerkanzleien/baker-mckenzie/shownews/es-muss-nicht-immer-nur-jura-sein-i3.html

 

Hier geht es zum zweiten Teil des Interviews: <link http: www.clavisto.de partnerkanzleien baker-mckenzie shownews es-muss-nicht-immer-nur-jura-sein-23.html _blank>www.clavisto.de/partnerkanzleien/baker-mckenzie/shownews/es-muss-nicht-immer-nur-jura-sein-23.html