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Veröffentlicht am 01.12.2020

„Das Schöne an meiner Arbeit: Sie ist unglaublich vielfältig“ - Das Interview mit Jana Fischer

Jana Fischer LL.M., Partnerin der Praxisgruppe Tax, startete 2011 als Associate im Frankfurter Büro von Baker McKenzie. Sie studierte Rechtswissenschaften in Göttingen und Sydney. Mit Wirkung zum 1. Juli 2020 wurde sie zum Local Partner ernannt. Im Interview berichtet Jana Fischer u.a. über Ihre vielfältige Tätigkeit im Bereich Steuerrecht, den Arbeitsalltag in Corona-Zeiten und verrät uns die Highlights Ihrer Beratungspraxis.

Frau Fischer, wie muss man sich Ihre Arbeit in der Praxisgruppe Tax vorstellen, wo liegen die täglichen Herausforderungen

Das Schöne an meiner Arbeit: Sie ist unglaublich vielfältig und die Sachverhalte, mit denen ich mich täglich beschäftige, sehr komplex. So wird es nie langweilig oder routiniert. Jeder Fall ist anders und berührt neben dem Steuerrecht die unterschiedlichsten Rechtsgebiete. Wenn ich beispielweise einen Mandanten aus dem Pharmabereich bei Betriebsprüfungen unterstütze, tangiert dies wiederum häufig Themen des Patentrechts, bei denen ich mir die Unterstützung der jeweiligen Kollegen hole, um die steuerrechtlichen Fragen beantworten zu können

Oft gibt es auch Überschneidungen mit dem IT-Recht, dem Arbeitsrecht und dem Gesellschaftsrecht, unter anderem bei grenzüberschreitenden Transaktionen. So bestimmt z.B. das Steuerrecht häufig, wie gesellschaftsrechtliche Strukturen letztlich umgesetzt werden. Dass die unterschiedlichen Bereiche mit dem Steuerrecht sozusagen Hand in Hand gehen, macht die Arbeit im Tax Bereich extrem abwechslungsreich, da man permanent über den Tellerrand des eigenen Rechtsgebiets schaut.

Die Highlights Ihrer Beratungspraxis?

Mein größtes Highlight war die Einholung einer verbindlichen Auskunft zur Verschmelzung einer Kommanditgesellschaft auf Aktien, kurz KGaA. Das klingt vielleicht auf den ersten Blick für den ein oder anderen eher trocken – doch ganz das Gegenteil war der Fall. Zum Hintergrund ist zu erwähnen, dass die steuerrechtliche Behandlung der Verschmelzung einer KGaA nicht gesetzlich geregelt ist und steuerneutral stattfinden sollte. Zum damaligen Zeitpunkt, im Jahr 2016, war ich Associate. Mein Mentor hatte großes Vertrauen in mich und übertrug mir die Verantwortung, die Verhandlungen mit dem Finanzamt alleine zu führen. Die Verhandlungen erstreckten sich bis hin zum Bundesministerium der Finanzen. Normalerweise beträgt der Zeitraum, bis man eine verbindliche Auskunft erhält, je nach Auslastung des Finanzamtes – etwa drei bis vier Wochen. Anders in diesem Fall: Von der Planung bis zum Tag, an dem wir die verbindliche Auskunft erlangten, vergingen etwas mehr als zehn Monate. Neben deutschen Partnern waren auch US-Kollegen mit von der Partie, da es sich um die deutsche Tochtergesellschaft eines US-amerikanischen Mandanten handelte. Ein Highlight ist für mich auch immer, wenn ich ein Einspruchsverfahren für einen Mandanten erfolgreich zum Abschluss gebracht habe – und natürlich, wenn Mandanten mit meiner Arbeit zufrieden sind und wiederkommen.

Welche Themen beschäftigen derzeit Ihre Branche?

Aktuell treibt uns in der Tax Gruppe die Besteuerung von Einnahmen aufgrund von Rechteübertragungen ausländischer Rechtsträger um, derzeit hauptsächlich in US-amerikanischen Konzernen. Hier geht es um die Lizenzbeziehung zweier ausländischer Unternehmen, die in Deutschland steuerpflichtig sein kann, wenn in Deutschland eingetragene oder verwertete Rechte überlassen werden. Die Sachverhalte kamen durch Umstrukturierungen aufgrund der US-Steuerreform Ende 2019 hoch. Außerdem betreuen wir im Team zahlreiche grenzüberschreitende Sachverhalte, von der Steuerplanung bis zu Betriebsprüfungen. Das rührt daher, dass Verwaltungen zunehmend international zusammenarbeiten und Finanzbehörden von EU-Ländern vermehrt Informationsaustausch betreiben. So tauscht sich etwa eine deutsche Behörde mit der niederländischen Behörde aus. Unser deutsches Tax Team steht dann wiederum in Kontakt und Austausch mit den niederländischen Baker-Kollegen. Diese grenzüberschreitende Arbeit ist eine Facette, die mir seit meinem Start in der Kanzlei gut gefällt.

Apropos Start bei Baker McKenzie: Sie sind 2011 als Associate eingestiegen, im Juli 2020 wurden Sie zur Partnerin ernannt. Wie hat sich Ihr Aufgabenspektrum im Laufe der Zeit verändert?

Zugegeben: Ich hatte als Berufseinsteigerin recht wenig Ahnung vom deutschen Steuerrecht. Ich hatte zwar internationales Steuerrecht während meines LL.M. Studiums mit Schwerpunkt Steuerrecht in Sydney gelernt, dies verschaffte mir aber nur einen ersten Einblick. Und das Thema Steuern steht (außer in Bayern) nicht auf dem Lehrplan der juristischen Ausbildung. Anfangs arbeitete ich daher in der Kanzlei eher den Kollegen zu, hatte jedoch gleichzeitig früh Mandantenkontakt und wurde schnell in die unterschiedlichsten Fälle eingebunden. Die Türen und Ohren meiner Teamkolleginnen und -kollegen standen und stehen bei Fragen immer offen. Diesen unkomplizierten Austausch schätze ich sehr.

Zu Beginn beschäftigte ich mich viel mit Themen rund um die Steuerplanung im Zuge der Umstrukturierung von Unternehmen. Peu à peu habe ich mich im Laufe der Zeit immer mehr in ein weiteres Gebiet eingearbeitet: Steuerstreitverfahren, dazu gehören unter anderem Betriebsprüfungen, Einspruchs- und Klageverfahren. Zwei Jahre nach meinem Start absolvierte ich meine Steuerberaterprüfung und baute kontinuierlich mein eigenes Netzwerk auf. Von diesem Netzwerk profitiere ich bis heute und kann jedem empfehlen, den Networking Gedanken – sowohl innerhalb der Kanzlei als auch bei bestehenden oder potentiellen Mandanten – zu verfolgen. Es zahlt sich aus. Heute verfüge ich über ein großes internationales Netzwerk, das mir es unter anderem erlaubt, stets die richtigen Ansprechpartner innerhalb unserer Kanzlei zu haben und aus zahlreichen Kontakten sind inzwischen echte Freundschaften entstanden.

Wie hat die Corona Zeit Ihre Arbeit verändert?

Die Art der Aufgaben, mit denen ich mich täglich beschäftige, hat sich nicht wesentlich geändert. Es ist eher das „Wie“ und „Wo“, was sich gewandelt hat. Nach dem Lockdown hat sich der Arbeitsplatz in das Homeoffice verlagert, wo ich per Mail oder mittels Zoom- und Skype Konferenzen mit Kollegen und Mandanten kommuniziere. Dank des StayConnected Programms, das unsere HR Abteilung ins Leben gerufen hatte, gab es auch zahlreiche Gelegenheiten, an Online Schulungen, virtuellen Treffen, Fitnesstrainings und vielen weiteren Angeboten teilzunehmen. Im Zuge des Smart Restart gehe ich wieder an bestimmten Tagen regelmäßig ins Büro und treffe auf den Gängen nun wieder meine Teamkollegen persönlich. Dieser Austausch ist neben den virtuellen Meetings auch wichtig, um mit den Kollegen in Kontakt zu bleiben.

Welche Skills braucht es, um im Steuerrecht erfolgreich zu sein?

Ein gutes Zahlenverständnis ist hilfreich. Wir erstellen zwar keine Steuererklärungen, aber oft geht es im Steuerrecht auch um bilanzrechtliche Themen. Außerdem sollte man eine gute Portion Neugierde mitbringen, da man sich – wie eingangs geschildert – mit den vielfältigsten Themen auch anderer Rechtsgebiete auseinandersetzt. Wichtig ist außerdem Teamgeist und die Freude, mit Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Länder und Kulturen zusammenzuarbeiten.

Was erwartet Berufseinsteigerinnen und -einsteiger in der Tax Gruppe?

Aus meiner Sicht sind die wesentlichsten Aspekte, an spannenden, grenzüberschreitenden Mandaten von Tag eins an mitzuarbeiten und ein tolles, gemischtes Team zu haben, in dem Anwälte, Steuerberater, Economists und Analysts auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Durch die spezifischen Fähigkeiten jedes Einzelnen kommt man so gemeinsam zu kreativen Lösungen für unsere Mandanten. Die Kanzlei fördert zudem Kolleginnen und Kollegen, die berufsbegleitend die Steuerberaterprüfung ablegen wollen und unterstützt bei Fachanwaltskursen.

Welche Tipps können Sie der “Next Generation“ von Juristen geben? Und welche speziell für Nachwuchsjuristinnen?

Versucht, so früh wie möglich in die unterschiedlichsten Bereiche hineinzuschnuppern. Ich selbst habe das Steuerrecht relativ spät für mich entdeckt, während meines Referendariats. Das Career Mentorship Program unserer Kanzlei ermöglicht z.B. Nachwuchsjuristinnen und -juristen, ausbildungsbegleitend unsere Kanzlei kennenzulernen und sich viele Rechtsgebiete anzuschauen. So bekommt man als Mentee früh ein umfassendes und realistisches Bild, was einen später als Einsteiger in einer Großkanzlei erwartet.

Wenn Sie keine Anwältin/Steuerberaterin geworden wären, welchen Weg hätten Sie dann eingeschlagen?

Ganz ehrlich: Ich wollte immer Rechtsanwältin werden und habe mir nie Gedanken über eine alternative Berufswahl gemacht. Schon in Poesie- und Freundschaftsbücher, die meine Schulkameraden mir an die Hand gaben, schrieb ich diesen Berufswunsch nieder. Was mir viel Spaß macht, ist der nächsten Generation Themen wie Bilanzkunde zu vermitteln, sei es in unserer Inhouse University für Associates oder in der Mentorship University für unsere Mentees. Außerhalb unserer Kanzlei bringe ich steuerrechtliche Themen meinen Zuhörern als Referentin in der Bundesfinanzakademie näher. Vielleicht wäre also Lehrtätigkeit eine Alternative zur Anwältin gewesen (schmunzelt).

Frau Fischer, vielen Dank für dieses Gespräch.